Am Montag, 26.09., lassen wir nach 217 Seemeilen Anker fallen in der CALA TEULADA, hinter der Halbinsel La Mola mit ihrer Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert. Die CALA TEULADA ist die einzige Möglichkeit, in MAHON kostenlos zu liegen (zu ankern). Position 39 52‘.701 N, 004 18‘.453 E.
Es ist 19.15h, der Anker liegt sicher in 6 Metern auf Sandgrund. Wir klarieren das Boot, öffnen ein Ankerbier. Neben uns an Steuerbord liegt in ca. 50 Metern Entfernung ein amerikanisches Boot vor Anker, zu dem Tim beim Einlaufen in die Cala Teulada bemerkt hatte „ist das schön!“. Es ist die „Dolphins“, wirklich ein Schmuckstück, eine Hans Christian Yacht, der Rumpf in schönem Grün.
Um ca. 19.30h sehen wir Rauch auf der Dolphins. Ziemlich viel, aber der Eigner wirkt sehr unaufgeregt, und wir stufen es als „angebranntes Essen oder missglückten Grillversuch“ ein. Ich gehe unter Deck, um Logbuch zu schreiben. Nach etwa 4-5 Minuten ruft Canan „das ist Ernst – der ruft MAYDAY“ (= Notfall auf See). Die Rauchentwicklung hat stark zugenommen, dick und grau kommt er von unter Deck. Das Geräusch eines Feuerlöschers ist zu hören. Wir starten den Motor und beginnen, den Anker aufzuholen. Nach kurzer Zeit hören wir dann einen weiteren MAYDAY-Ruf über Funk, das Paar an Bord der Dolphins bereitet offensichtlich das Verlassen des Schiffes vor. Unseren 2kg-Feuerlöscher hatten wir bereit gestellt, aber unser Beiboot hing noch gut verhüllt an den Davits, so dass wir ihn hätten zur Dolphins bringen können. Unser Anker ist auch noch nicht oben, als das Paar ihr Schlauchboot ins Wasser wirft und hinein springt. Gerade rechtzeitig.
Sie kommen zu uns gepaddelt, wir nehmen sie an Bord. Erst jetzt ist unser Anker aus dem Wasser. Mathias und Jennifer sind die Eigner der Dolphins. Sie haben nichts bei sich außer einem Handfunkgerät. Mathias gibt per Funk sofort noch einmal die Positionsmeldung und die Schilderung des Notfalls an „Mahon Port“ durch. Jetzt steigen auch die ersten großen Flammen am Heck der Dolphins auf, die Rauchentwicklung ist enorm. Ich stoße mit Lime Light zurück, mit unseren Mini-Feuerlöschern ist da nichts mehr zu machen.
Entsetzt sehen wir mit an, wie das Feuer sich weiter ausbreitet und schließlich nach etwa 20 Minuten das ganze Boot in Flammen steht. Ein Feuerlöschboot ist bisher nicht gekommen, nur an Land steht ein Auto mit Blaulicht. Mit einem Riesenknall und ungeheurer Wucht explodiert dann auch die erste Gasflasche an Bord, Trümmer fliegen.
Mathias bekommt keine Antwort von Mahon Port auf seine Anrufe über Funk. Um etwa 20.15h, es ist immer noch kein Feuerlöschboot aus Mahon da, drehen wir ab und motoren die ca. 2 Seemeilen in den Haupthafen Mahons‘. Hinter uns hören wir die laute Explosion der 2. Gasflasche. Allen ist nun bewusst, dass die Dolphins für immer verloren ist.
Nach einigen Telefongesprächen hatte sich ergeben, dass die „Guardia Civil“ nun zuständig ist. Mit dieser verabreden wir uns bei der Marina de Menorca, sie verschaffen Mathias und Jennifer schließlich ein Hotelzimmer.
Die Schilderung dieses tragischen Unglücks durch Mathias und Jennifer ist in ihrem blog nachzulesen, http://dolphinsvoyage.blogspot.com Die beiden wollten ebenso wie wir für etwa 2 Jahre das Mittelmeer bereisen, hatten die Reise im Juni, aus den USA kommend, begonnen. Canan und ich sind tief betroffen.
Der Untergang ist Schlagzeile in den menorquinischen Zeitungen des nächsten Tages. Es wird berichtet, dass ein Feuerlöschboot um 20.35h am Unglücksort eingetroffen sei. Heißt, erst eine gute Stunde nach der ersten Notfallmeldung! Viel zu spät…. warum?
Bild aus der Tageszeitung |
Wir bleiben die nächsten Tage mit den beiden in Kontakt, gehen zusammen Essen, verstehen uns gut. Mathias und Jennifer haben das Lachen nicht aufgegeben, schmieden Pläne, wie es weitergeht. Wir wünschen ihnen von Herzen alles erdenklich Gute!
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