Mittwoch, 7. September 2011

Malta - 31.08. - 05.09.2011


Wir sind fest an der Gästemole, Platz für etwa 10 Yachten, in der MSIDA CREEK Marina in MARSAMXETT HARBOUR. Position 35 53.788‘ N, 014 29.992‘ E.

Msida Creek
Die Marina bietet insgesamt ca. 700 Liegeplätze und ist voll, fast ausschließlich belegt mit maltesischen Booten. Wir liegen direkt an der Einfahrt – die Malteser scheinen Bootfahren zu lieben, es herrscht reger Verkehr.
Msida Creek









"Voll“, das erfahren wir auch am Donnerstagmorgen um 07.15h, aus dem verdienten Schlaf gerissen durch einen Marinero. „We are full. You have to leave. Pay and go until 10.00h . I’ve got my orders.“. Canan ist außer sich.

Nun, wir checken erstmal im Marinabüro ein (bei Sarah, sehr nett), bis Montag könnten wir bleiben, sollen jedoch einen „1 b“-Liegeplatz einnehmen (an der Hauptstraße gelegen, kein Strom). Der Liegeplatz kostet nur 19,- Euro/Tag; die Marina bietet aber, außer der Kulisse und guten Lage, nicht viel (z.B. derzeit keine Duschen/Toiletten, kein WiFi).
 
Der Marinero hat seinen „Arbeitsplatz“ auf einer Parkbank nahe einer Snack Bar. Immer ein Stück Pizza oder ein Eis in der Hand, entsprechend ist er etwas untergroß für sein Gewicht. Wir kommen ins Gespräch etc., wie auch immer, wir bleiben an der Gästemole. Auch 3 spätere weitere Attacken anderer Marineros , uns auf den 1b-Liegeplatz zu bugsieren, „I’ve got my orders“, können wir abwehren. Prophylaktisch erkundige ich mich beim nebenan gelegenen „Malta Royal Yacht Club“, welcher an seinen 2 neuen Schwimmstegen Platz hat, nach dem Preis. Kurzzeit wäre es ca. das 4-fache. Deutsche Segler, die dort liegen, erzählen, dass sie sonst nirgendwo einen Platz bekommen haben. (Malta hat neben Msida Creek 2 weitere große Marinas, die grandiose, aber teure Grand Harbour Marina und die Manoel Island Marina, sowie einige Kleinere.)

Im königlichen Yachtclub entdecke ich auch das Boot unseres irischen Freundes Steven (er war am 16.08. ab Kreta nach Malta gesegelt), wir sollten später einige Zeit miteinander verbringen.

Auf Anhieb ist mir Malta sympathisch – wir gehen einkaufen: Flasche Wein 1,80 Euro (wir nehmen den „Guten“ für 2,25 Euro), meine Lieblingszigarillos 1,- Euro, ein Brot, frisch gebacken, 45 Cent. Auf dem Weg zum Supermarkt snacken wir in einer „Pastizzeria“, welche es in Malta an beinah jeder Straßenecke gibt. Köstliche, frisch  gebackene Teigwaren, gefüllt mit Huhn, Fleisch, Gemüse, ab 30 Cent das Stück. Super. Dazu trinken wir „Kinnie“, maltesische Nationallimonade, schmeckt wie Ramazotti. Abends essen wir Indisch, ebenfalls vorzüglich.

Bereits am ersten Tag erschließt sich uns die ganz besondere Schönheit Maltas‘. Herrliche Kirchen, Balkonhäuser und Paläste aus dem ockerfarbenen Malta-Kalkstein, enge Gassen, interessante Menschen. Es ist, in Valetta später dann besonders, eine Zeitreise zurück in das 16. und 17. Jahrhundert. Kaum zu beschreiben, mit Fotos nicht darzustellen, am besten selbst hinfahren (-: .



St. John's Co-Cathedral





Die Malteser lieben Feuerwerke und Feste. Jeden Abend steigen die Raketen den Himmel hinauf, mehr als 1 Stunde lang. Bei unserer späteren Inselrundfahrt fahren wir durch einige festlich geschmückte Dörfer, die ihre christlichen Feste (römisch-katholisch) feiern oder vorbereiten. Sehr farbenfroh, mit überlebensgroßen, prächtigen Heiligen-, insbesondere Marienstatuen.

Malta ist klein. Die größte Entfernung auf der Hauptinsel beträgt 27 km, auf der Insel Gozo 14 km, auf Comino, 2,5 km2 groß, nicht viel mehr als einen Steinwurf. Insgesamt hat Malta ca. 400.000 Einwohner, davon ca. 30.000 auf Gozo, und ist der Staat mit der viertgrößten Bevölkerungsdichte der Welt. Auf 1 qkm leben ca. 1.300 Menschen. Gesprochen wird Malti, ein Mix aus Arabisch (ca. 70%), ergänzt primär um italienische und englische Lehnwörter. Zweite Amtssprache ist Englisch, dies macht die Kommunikation für uns einfach.




Wir erfahren viel über die Geschichte Maltas‘ bei einem Besuch einer Filmshow in Valetta, gelegen im mächtigen, geschichtsreichen Fort St. Elmo. Die Phöniker, Römer, Araber, Normannen, Spanier/Sizilianer, der Johanniterorder, kurze Zeit die Franzosen, ab 1800 die Briten, die Rolle im 2. Weltkrieg – Malta hat eine bewegte Vergangenheit. Besonders geprägt wurde Malta durch die Herrschaft des Johanniterordens („die Malteserritter“) und die Zeit als britische Kolonie. Die Malteserritter, von den Türken aus Rhodos vertrieben, erhalten Malta 1530 als Lehen und regieren es bis 1798. Aus dieser Zeit stammen die zahlreichen Forts, Kirchen, Paläste etc.. Ruhmvoll werden die Türken, angreifend mit 180 Schiffen und 35.000 Mann, in der sog. „Großen Belagerung“ 1565 vernichtend, endgültig dann 1571 in der Seeschlacht von Lepanto geschlagen. 1566 wird Maletta, so benannt nach dem damaligen Großmeister des Ordens, gegründet und mit viel Geld aus den europäischen Königreichen zum Bollwerk gegen die Osmanen ausgebaut.

Im 2. Weltkrieg, während der „Zweiten Großen Belagerung“, sollte sich das Fort St. Elmo für die attackierenden Italiener als uneinnehmbar erweisen. Große Courage zeigen die Malteser auch während und nach der heftigen Bombardierung ihrer strategisch so wichtigen Insel.
Seit 1964 ist Malta unabhängig, seit 2004 Mitglied der EU.

Sollte ich den typischen Malteser beschreiben – ich könnte es nicht, es gibt ihn aufgrund dieser Vergangenheit wohl auch nicht.
 
Der Grand Harbour – Industriehafen, Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe, und auch Yachthafen vor historischen Bauten, einer der Schönsten, den ich je sah. Mit Steven’s Tender, versehen mit einem fetten Außenborder, „heizen“ wir mit 20 Knoten stundenlang durch Marsamxett und Grand Harbour, ein Riesenspaß, wir erkunden auch die entlegensten Winkel.


Steven & Tim macht's Spaß







Am Sonntag leihen wir uns ein Auto und besuchen die Orte Mosta, Mdina, Dingli Cliffs, Hagar Quim, Peter’s Pool und Marsaxlokk. Im Hinterland Valettas‘ wird deutlich, wie karg und felsig die Insel eigentlich ist. Abenteuerlich die Nebenstraßen, kaum 3m breit, schlecht befestigt. Steven fährt, als Ire beherrscht er den Linksverkehr Maltas‘ besser.

Mdina, vor Valetta Hauptstadt Maltas‘, stellt alles bisher Gesehene in den Schatten. Es ist unbeschreiblich. Heute leben in dieser Festung mit ihren prächtigen Palästen und Häusern nur noch ca. 500 Menschen, überwiegend der alte Adel der Insel.








Dingli Cliffs
Außerirdische ?

Um die mehr als 5000 Jahre alten, neusteinzeitlichen Tempelanlagen in Hagar Quim ranken sich viele mystische Geschichten. Ein türkischer Freund von uns erzählte einmal, er sei fest überzeugt, dass dort, wenn sie dann kommen, Außerirdische ihren ersten Landeplatz wählen würden. Hi.

Auf Malta und Gozo gibt es mehr als 40 solcher neusteinzeitlichen Ausgrabungsstätten. Ungeheures müssen die Menschen damals geleistet haben, um die teils riesigen Steine zu transportieren und zu bearbeiten.
 
Peter's Pool
Klippenspringer...


Luzzus in Marsaxxlokk

Ne bu ?

Für die Freunde von schönen Autos, gesehen in Mdina:

Jaguar von 1961
Corvette


Am Montag, 05.09., heißt es Abschied nehmen von Valetta. Wir müssen und wollen weiter, Ziel: Gozo, Mgarr. Steven will dann etwas später nach Palma de Mallorca, wir verabreden uns auf ein Bier dort, irgendwann im frühen Oktober.

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