Gut, dass wir Cagliari verlassen haben, sonst hätten wir dort sicher weitere 3 Tage verharren müssen. Am Sonntagabend beginnend zeigt der MISTRAL (oder Maestrale) seine Klauen. Die Wellenstärke ist "7", das heißt, im Sardinischen und Korsischen Meer erreichen die höchsten Wellen im Mittel 7 Meter, darunter sicher Kaventsmänner von 10 Metern oder gar mehr.
Der Mistral ist ein starker, häufig auftretender Nordwestwind, der meist durch das Rhonetal wehend den südfranzösischen Raum und u.a. Korsika/Sardinien betrifft. Besonders heftig ist er, wenn ein Hoch über der Biskaya /Spanien und ein Tief im Golf von Genua liegen.
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Wellenhöhe am Montag, Korsika und Sardinien |
Wir können so eben noch durchschlupfen und machen auf der Leeseite (= Ostküste) der ISOLA SAN PIETRO in CARLOFORTE um 20.45h in der Marina SIFREDI an einer Mooring fest. Position 039 08'.842 N, 008 18'.556 E. Ab 22.00h spüren wir auch hier eine deutliche Zunahme der Windstärke.
Für die 71,5 Seemeilen von Cagliari haben wir 13 Stunden gebraucht. Wir haben mit den Kaps Spartivento und Teulada die südlichsten Punkte Sardiniens' passiert. Die Südküste Sardiniens', die Region um Cala Verde, sah beeindruckend schön aus - lange Sandstrände, keine Bausünden.
CARLOFORTE bietet ca. 600 Liegeplätze für Boote, betrieben von Sifredi und Marinatour. Die Nacht in der Marina Sifredi kostet 39,- Euro, inkl. Strom, Wasser und WiFi (Marinatour hätte 50,- Euro gekostet). Gepriesen sei die Nebensaison - im August wären es 74,- Euro gewesen. Die Marina ist gut geschützt, gepflegt, nett, mittendrin und doch ruhig.
Die Einwohner SAN PIETROS' sind im Ursprung keine Sarden, sondern Genuesen und Liguren, auch genannt Tabarchini. Genuesen waren im 16. Jahrhundert nach Tunesien-Tabarka ausgewandert, um dem einträglichen Geschäft des Korallentauchens nachzugehen. 1738, nach einer Offerte des Königs Carlo Emanuelle III von Savoyen, siedelten sie auf die unbewohnte Insel San Pietro um, da das Korallengeschäft nicht mehr rentabel war und es zunehmend Zoff mit Piraten und Muslimen gab. Im Laufe der Zeit kamen weitere Auswandererfamilien aus Ligurien hinzu. Noch heute wird auf der Insel ein Dialekt gesprochen, der sehr der ligurischen Sprache des 15. Jahrhunderts entspricht.
Die Architektur, Kultur, Bräuche und Sitten in Carloforte sind ligurisch. Der Ort sieht aus wie die (schönere) italienische Riviera. Hübsch, richtig hübsch.
Montagnachmittag tritt ein seltes Naturereignis ein. Wasser, süß, fällt aus dem Himmel. Wir graben tief in unserer Erinnerung - Regen heißt das. Nach ein paar Stunden ist es vorüber.
Im Trockenen essen wir Montagabend preiswert und gut in der Pizzeria "da Selo".
Das Abendessen am Dienstag bereitet Canan - frischen Thunfisch. Französiche Bootsnachbarn haben uns ca. 1 Kilo Filet, stammend aus 3 Thuns, die sie am Tag zuvor gefangen haben, geschenkt. Jeder war 10 bis 20 kg schwer, nur angeschnallt auf einem Stuhl zu bändigen. Mariniert in Zitrone, mit Salz, Pfeffer, Kümmel, nach Gusto Senf und Kräuter, 1a. (Volker & Kiki: unbedingt mal ausprobieren.)
Der Ernst des Lebens tangiert auch Tim zeitweise - er schreibt 2 Klassenarbeiten, Deutsch und Mathe, die wir dann per Post nach Hamburg senden. Geschummelt wird da nicht, er hat sich streng ans Zeitlimit zu halten, Hilfe von uns gibt es keine (braucht er ja auch nicht).
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"Hallo Ili, wie geht's?"" |
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Auch das gibt es noch ... |
Dienstagnachmittag ziehen wir mit gemieteten Fahrrädern über die Insel. Recht grün ist sie, schöne Strände und Klippen, Flamingos in Salinen stelzend, ein Reifenplatten bei Canan!
Wir waren einige Kilometer gefahren, was nun, mitten in der Pampa, keine Luftpumpe. Ein älteres Paar Insulaner kommt uns zu Fuß entgegen, Canan spricht sie an. Der Signore hat natürlich keine Luftpumpe in der Hosentasche, aber er verspricht, und tut dies dann auch, in 10 Minuten wieder bei uns zu sein. Auf seinem Motorroller bringt er eine Pumpe, vorläufige Hilfe. Mille Grazie! Aber bald ist die Luft wieder raus, ein Loch im Schlauch. Canan muß zurück nach Carloforte, Tim und ich warten an einem Strand auf sie. Canan wird unterwegs nochmals geholfen, freundliche Menschen geben ihr Luft mit ihrem Kompressor.
Nach gut 1 Stunde ist sie, mit gewechseltem Reifen, wieder bei uns. Wir fahren weiter zu den "Colonne", 2 steil im Meer aufragenden Felssäulen, vorkommend in so machem Werbefilm für Sardinien.
Miitwochmorgen, 21., wird es weiter gehen Richtung Norden, zurück zur Insel Sardinien. 50 Seemeilen ca. wollen wir segeln, um vor Anker oder Boje bei der Halbinsel Sinis, Nähe Oristano, die nächste Nacht zu verbringen. Donnerstagabend wollen wir in ALGHERO sein. Mittwoch wird noch etwas Dünung (= "alte Welle" vom Mistral-Sturm) stehen, danach wird's ruhig sein, leider wieder Wind auf die Nase.