Freitag, 30. September 2011

Menorca - Mahon 26.09. - 01.10.2011


Wir sind in SPANIEN, dem Land, in dem wir die nächsten 6-7 Monate verbringen werden.

Unser Ankerplatz bei Mahon in der CALA TEULADA, Position 39 52‘.701 N, 004 18‘.453 E, ist schön und sicher. Die Frauen und Kinder unter uns gehen häufiger schwimen, das Wasser hat 25 Grad, in 200 m Entfernung ist ein Sandstrand.

Nach den dramatischen und traurigen Ereignissen vom 26. September verbringen wir die Nacht auf den 27. in Mahon in der Marina de Menorca, kehren aber am Morgen zurück in unsere Cala.

Der Hafen von MAHON  gehört, mit Pearl Harbour, Sydney und Poole, zu den größten Naturhäfen der Welt. Der Weg aus der Cala zur Stadtmitte dauert mit unserem Dinghi schon ca. 30 Minuten.

MAHON gefällt uns ausgesprochen gut. Als wir mittags die Stadt besuchen, ist sie voll - ein großes Kreuzfahrtschiff hat seine "Ladung" los gelassen. Anders am Abend - lebhaft, aber nicht voll, kaum noch Touristen. Die Stadt ist weitestgehend Fußgängerzone, geteilt in die Hafenpromenaden und, bergauf, Altstadt etc..

Eindrücke:





In der Nacht vom 28. auf demn 29. bricht unsere Stromversorgung zusammen. Am frühen Abend stellt Canan fest, dass die Batterien nur noch 11,8 Volt Spannung haben. Ich versuche den Motor zu starten, um zu laden. Er springt nicht an, zu niedrig ist die Batterieladung bereits, Ok sage ich, wir warten die Nacht ab, der Windgenerator wird's schon richten. Alle Verbraucher werden ausgeschaltet. Fehlentscheidung. Nachts um 03.00.h weckt mich Canan, die Batterien haben nur noch 10,2 Volt Spannung, Tiefentladung, Mist.
Am Mórgen tun die Solarpanels ihren Dienst, wir können den Motor gegen Mittag starten. Anker auf, wir gehen für die nächste Nacht in die Marina "S' Altra Banda", Schwimminsel Clemetinas. Canan kann den Preis von zunächst veranschlagten 46,- EURO für die Nacht runterhandeln - wir zahlen 34,73 EURo, inkl. Wasser und Strom. Netter Marinero, schön dort, aber der Schwell der passierenden Ausflugsboote ist heftig.

Am Freitag motoren wir rüber zu "Pedro's Boat Service", quetschen uns in eine enge Lücke zum Anlegen. Wir lassen die Starterbatterie des Motors austauschen, war an der Zeit, 6 Jahre alt. Nette Leute, die Pedros, aber billig sind sie nicht.

Freitagnachmittag  ankern wir wieder in unserer Cala Teulada. Am Samstag wollen wir weiter nach MALLORCA - PORTO COLOM, kürzeste Distanz 57 Seemeilen. Leider haben wir MENORCA diese Mal nicht so richtig erkunden und erleben können, aber im nächsten Jahr werden wir dies ausgiebig nachholen. Schöne Insel, freundliche Menschen!

Menorca - Mahon 26.09.11 - FEUER an BORD

Der Aufenthalt in MAHON, der Hauptstadt MENORCAS‘, sollte ganz anders verlaufen, als wir es erwartet und geplant hatten.

Am Montag, 26.09., lassen wir nach 217 Seemeilen Anker fallen in der CALA TEULADA, hinter der Halbinsel La Mola mit ihrer Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert. Die CALA TEULADA ist die einzige Möglichkeit, in MAHON kostenlos zu liegen (zu ankern). Position 39 52‘.701 N, 004 18‘.453 E.

Es ist 19.15h, der Anker liegt sicher in 6 Metern auf Sandgrund. Wir klarieren das Boot, öffnen ein Ankerbier. Neben uns an Steuerbord liegt in ca. 50 Metern Entfernung ein amerikanisches Boot vor Anker, zu dem Tim beim Einlaufen in die Cala Teulada bemerkt hatte „ist das schön!“.  Es ist die „Dolphins“, wirklich ein Schmuckstück, eine Hans Christian Yacht, der Rumpf in schönem Grün.

Um ca. 19.30h sehen wir Rauch auf der Dolphins. Ziemlich viel, aber der Eigner wirkt sehr unaufgeregt, und wir stufen es als „angebranntes Essen oder missglückten Grillversuch“ ein. Ich gehe unter Deck, um Logbuch zu schreiben. Nach etwa 4-5 Minuten ruft Canan „das ist Ernst – der ruft MAYDAY“ (= Notfall auf See). Die Rauchentwicklung hat stark zugenommen, dick und grau kommt er von unter Deck. Das Geräusch eines Feuerlöschers ist zu hören. Wir starten den Motor und beginnen, den Anker aufzuholen. Nach kurzer Zeit hören wir dann einen weiteren MAYDAY-Ruf über Funk, das Paar an Bord der Dolphins bereitet offensichtlich das Verlassen des Schiffes vor. Unseren 2kg-Feuerlöscher hatten wir bereit gestellt, aber unser Beiboot hing noch gut verhüllt an den Davits, so dass wir ihn hätten zur Dolphins bringen können. Unser Anker ist auch noch nicht oben, als das Paar ihr Schlauchboot ins Wasser wirft und hinein springt. Gerade rechtzeitig.

Sie kommen zu uns gepaddelt, wir nehmen sie an Bord. Erst jetzt ist unser Anker aus dem Wasser. Mathias und Jennifer sind die Eigner der Dolphins. Sie haben nichts bei sich außer einem Handfunkgerät. Mathias gibt per Funk sofort noch einmal die Positionsmeldung und die Schilderung des Notfalls an „Mahon Port“ durch. Jetzt steigen auch die ersten großen Flammen am Heck der Dolphins auf, die Rauchentwicklung ist enorm. Ich stoße mit  Lime Light zurück, mit unseren Mini-Feuerlöschern ist da nichts mehr zu machen.

Entsetzt sehen wir mit an, wie das Feuer sich weiter ausbreitet und schließlich nach etwa 20 Minuten das ganze Boot in Flammen steht. Ein Feuerlöschboot ist bisher nicht gekommen, nur an Land steht ein Auto mit Blaulicht. Mit einem Riesenknall und ungeheurer Wucht explodiert dann auch die erste Gasflasche an Bord, Trümmer fliegen.







Mathias bekommt keine Antwort von Mahon Port auf seine Anrufe über Funk. Um etwa 20.15h, es ist immer noch kein Feuerlöschboot aus Mahon da, drehen wir ab und motoren die ca. 2 Seemeilen in den Haupthafen Mahons‘. Hinter uns hören wir die laute Explosion der 2. Gasflasche. Allen ist nun bewusst, dass die Dolphins für immer verloren ist.

Nach einigen Telefongesprächen hatte sich ergeben, dass die „Guardia Civil“ nun zuständig ist. Mit dieser verabreden wir uns bei der Marina de Menorca, sie verschaffen Mathias und Jennifer schließlich ein Hotelzimmer.

Die Schilderung dieses tragischen Unglücks durch Mathias und Jennifer ist in ihrem blog nachzulesen, http://dolphinsvoyage.blogspot.com  Die beiden wollten ebenso wie wir für etwa 2 Jahre das Mittelmeer bereisen, hatten die Reise im Juni, aus den USA kommend, begonnen. Canan und ich sind tief betroffen.

Der Untergang ist Schlagzeile in den menorquinischen Zeitungen des nächsten Tages. Es wird berichtet, dass ein Feuerlöschboot um 20.35h am Unglücksort eingetroffen sei. Heißt, erst eine gute Stunde nach der ersten Notfallmeldung! Viel zu spät…. warum?

Bild aus der Tageszeitung

Der Ort des Untergangs wird am nächsten Tag mit Bojen markiert. Mathias beauftragt Taucher, die Reisepässe und Geld aus dem Wrack bergen können. Alles andere ist Opfer der Flammen geworden. Ein Gutachter der Versicherung der Dolphins besucht auch uns, ist zugegen, als das Wrack der Dolphins am Fr., 30.09., schließlich geborgen wird.
 
Wir bleiben die nächsten Tage mit den beiden in Kontakt, gehen zusammen Essen, verstehen uns gut. Mathias und Jennifer haben das Lachen nicht aufgegeben, schmieden Pläne, wie es weitergeht. Wir wünschen ihnen von Herzen alles erdenklich Gute!


Donnerstag, 22. September 2011

Sardinien-Alghero 22.09. - 25.09.2011

Wir fahren gen Norden und in den Herbstanfang bei strahlend blauem Himmel und warmem Sonnenschein. Die südliche Westküste Sardiniens‘ ist schön. Hügel, Strände, ab und zu ein Dorf. Vor dem langen Sandstrand des Ferienortes „Torre Grande“ lassen wir schließlich nach 55 Seemeilen um 17.15h den Anker fallen. Der flache Golf von Oristano ist gespickt mit Fischereizeichen, im Zick-Zack ging’s zum Strand. Der Grund ist Sand und Schlick, 6 m Wassertiefe, optimale Ankerbedingungen. Position 39 54‘.123 N, 008 31‘.002 E.


Ankerplatz vor Torre Grande
Männchen aus dem Meer

   
Die Nacht verbringen wir ruhig. Am Morgen zum Frühstück im Cockpit müssen wir das erste Mal ein Sweatshirt überziehen, der Wind vor Sonnenaufgang ist kühl, es scheint tatsächlich irgendwie schon südeuropäischer Herbst zu beginnen.

Um 08.05h am Donnerstag Kommando „Anker auf“. Canan auf dem Vorschiff schüttelt den Kopf. Befehlsverweigerung, Meuterei?
Nein, die Ankerwinsch ist defekt, aufwärts verweigert sie den Dienst. Wir nehmen’s gelassen und als Frühsport – die Ankerkette, es sind Gott sei Dank nur 35 Meter, wird per Hand aufgeholt.

Der Landwind schiebt uns langsam aus dem Golf, wir schauen den Fischern bei ihrer Arbeit zu. 2 große Fischfarmen gibt’s, auch hier wird Fisch „geerntet“.

Beinah-Flaute, spiegelglatte See, leider motoren nötig. Morgens küstennah kutternd lassen wir bei Sonnenschein während der Meilen nordwärts nach ALGHERO die schöne Landschaft auf uns wirken.

Tim erledigt seine Schule. Die Thermik beschert uns mittags 2 Stunden die Möglichkeit schönen Segelns am Wind. Hier lernt Tim seine Schulaufgaben auch unter Segeln, mit Krängung im Boot, zu erledigen. Praxisunterricht Physik gibt’s obendrein – Dinge bewegen sich in einer Schräge, ist die Windkraft größer als die Schwerkraft heben Dinge ab. Totalverlust: 1 Bleistift.

Nach  56,2 Seemeilen machen wir um 17.15h an einer Mooring fest im PORTO D’ALGHERO, Consorzio. Super Service, und Nachsaisonpreis, 30,- Euro/Tag inkl. Wasser und Strom (die Marina St. Elmo z.B. hätte 45,- Euro gekostet). „Dominik“ geleitet uns im Dinghi zu unserem Liegeplatz an der Banchina Sanita. Er assistiert beim Anlegen und bringt später noch eine Flasche guten sardischen Weines und Infomaterial zur Begrüßung vorbei. So einfach gewinnt man Kunden. Unsere Position: 40 33‘.627 N, 008 18‘.741 E. Wir können die Fazilitäten der benachbarten kleinen, aber feinen Marina Aquatica nutzen. Insgesamt bietet Alghero ca. 1000 Liegeplätze.

Damit haben wir diesjährig den nördlichsten Punkt unserer Segelreise erreicht. Unser südlichster Standort bisher war im 34. Breitengrad, also ca. 670 Seemeilen (1240 km) weiter südlich. Ab ALGHERO geht’s dann wieder südlicher weiter, auf den Kanaren werden wir uns schließlich auf dem 28. Breitengrad aufhalten (= ca. 2500 km weiter im Süden). Zurück gelegt seit dem 09. August haben wir 1690 Seemeilen (3130 km).

Blick nach achtern
Blick nach Backbord

ALGHERO ist eine Hafenstadt mit ca. 45.000 Einwohnern und ist anders, nämlich katalanisch geprägt. Die Einwohner nennen Alghero auch „Klein-Barcelona“ und sprechen zum Teil noch einen katalanischen Dialekt. Im 14. Jahrhundert fiel Alghero an die Aragonesen, die Sarden wurden vertrieben, und blieb spanisch bis ins frühe 18. Jahrhundert.

 Die sehr schöne Altstadt, umgeben von den mächtigen Festungswällen und Wachtürmen, erkunden wir ausgiebig. Alghero ist die „Korallenstadt“, groß ist das Angebot an entsprechendem Schmuck. Die Korallenbänke sind jedoch seit geraumer Zeit streng geschützt, die Korallen aus dem Ausland.





hausgemachte Eiscreme

Surfbrett - Fischerboot !










Am Samstagmorgen fahren wir mit dem Bus zur phänomenalen „Grotte di Nettuno“. Die Fahrt geht vorbei an den schönen Sandstränden Algharos‘ und hübschen Buchten auf dem Weg zum Kap Caccia.

Das Kap ist 168m hoch, an seinem Fuß auf Meeresebene liegt die Grotte. Die 652 Treppenstufen hinab machen wir „Trapp trapp“, später wieder hinauf geht’s dann „Tripp-Pause-Tripp-Pause“.

Die Tropfsteinhöhle ist die schönste, die wir je gesehen haben. Wir erfahren, dass sie 65 Mio. Jahre alt ist. Stalaktiten brauchen ca. 100 Jahre, um 1 cm3 zu wachsen, Stalakmiten sogar 2-300 Jahre. Enorme Ausmaße haben die Tropfsteinsäulen hier.


das Kap



Schalke immer dabei ...



Dominik hat uns ein Restaurant empfohlen, das wir am Abend besuchen werden.

Morgen, Sonntag, recht früh, werden wir ablegen, Ziel ist MAHON auf MENORCA. Kürzeste Distanz 190 Seemeilen, ETA ist Montagabend.




Montag, 19. September 2011

Isola di San Pietro - Carloforte 18.09. - 21.09.2011

Gut, dass wir Cagliari verlassen haben, sonst hätten wir dort sicher weitere 3 Tage verharren müssen. Am Sonntagabend beginnend zeigt der MISTRAL (oder Maestrale) seine Klauen. Die Wellenstärke ist "7", das heißt, im Sardinischen und Korsischen Meer erreichen die höchsten Wellen im Mittel 7 Meter, darunter sicher Kaventsmänner von 10 Metern oder gar mehr.

Der Mistral ist ein starker, häufig auftretender Nordwestwind, der meist durch das Rhonetal wehend den südfranzösischen Raum und u.a. Korsika/Sardinien betrifft. Besonders heftig ist er, wenn ein Hoch über der Biskaya /Spanien und ein Tief im Golf von Genua liegen.

Wellenhöhe am Montag, Korsika und Sardinien
Wir können so eben noch durchschlupfen und machen auf der Leeseite (= Ostküste) der ISOLA SAN PIETRO in CARLOFORTE um 20.45h in der Marina SIFREDI an einer Mooring fest. Position 039 08'.842 N, 008 18'.556 E. Ab 22.00h spüren wir auch hier eine deutliche Zunahme der Windstärke.
Für die 71,5 Seemeilen von Cagliari haben wir 13 Stunden gebraucht. Wir haben mit den Kaps Spartivento und Teulada die südlichsten Punkte Sardiniens' passiert. Die Südküste Sardiniens', die Region um Cala Verde, sah beeindruckend schön aus - lange Sandstrände, keine Bausünden.

CARLOFORTE bietet ca. 600 Liegeplätze für Boote, betrieben von Sifredi und Marinatour. Die Nacht in der Marina Sifredi kostet 39,- Euro, inkl. Strom, Wasser und WiFi (Marinatour hätte 50,- Euro gekostet). Gepriesen sei die Nebensaison - im August wären es 74,- Euro gewesen. Die Marina ist gut geschützt, gepflegt, nett, mittendrin und doch ruhig.





Die Einwohner SAN PIETROS' sind im Ursprung keine Sarden, sondern Genuesen und Liguren, auch genannt Tabarchini. Genuesen waren im 16. Jahrhundert nach Tunesien-Tabarka ausgewandert, um dem einträglichen Geschäft des Korallentauchens nachzugehen. 1738, nach einer Offerte des Königs Carlo Emanuelle III von Savoyen, siedelten sie auf die unbewohnte Insel San Pietro um, da das Korallengeschäft nicht mehr rentabel war und es zunehmend Zoff mit Piraten und Muslimen gab. Im Laufe der Zeit kamen weitere Auswandererfamilien aus Ligurien hinzu. Noch heute wird auf der Insel ein Dialekt gesprochen, der sehr der ligurischen Sprache des 15. Jahrhunderts entspricht.

Die Architektur, Kultur, Bräuche und Sitten in Carloforte sind ligurisch. Der Ort sieht aus wie die (schönere) italienische Riviera. Hübsch, richtig hübsch.






Montagnachmittag tritt ein seltes Naturereignis ein. Wasser, süß, fällt aus dem Himmel. Wir graben tief in unserer Erinnerung - Regen heißt das. Nach ein paar Stunden ist es vorüber.

Im Trockenen essen wir Montagabend preiswert und gut in der Pizzeria "da Selo".
Das Abendessen am Dienstag bereitet Canan - frischen Thunfisch. Französiche Bootsnachbarn haben uns ca. 1 Kilo Filet, stammend aus 3 Thuns, die sie am Tag zuvor gefangen haben, geschenkt. Jeder war 10 bis 20 kg schwer, nur angeschnallt auf einem Stuhl zu bändigen. Mariniert in Zitrone, mit Salz, Pfeffer, Kümmel, nach Gusto Senf und Kräuter, 1a. (Volker & Kiki: unbedingt mal ausprobieren.)

Der Ernst des Lebens tangiert auch Tim zeitweise - er schreibt 2 Klassenarbeiten, Deutsch und Mathe, die wir dann per Post nach Hamburg senden. Geschummelt wird da nicht, er hat sich streng ans Zeitlimit zu halten, Hilfe von uns gibt es keine (braucht er ja auch nicht).


"Hallo Ili, wie geht's?""
Auch das gibt es noch ...
Dienstagnachmittag ziehen wir mit gemieteten Fahrrädern über die Insel. Recht grün ist sie, schöne Strände und Klippen, Flamingos in Salinen stelzend, ein Reifenplatten bei Canan!
Wir waren einige Kilometer gefahren, was nun, mitten in der Pampa, keine Luftpumpe. Ein älteres Paar Insulaner kommt uns zu Fuß entgegen, Canan spricht sie an. Der Signore hat natürlich keine Luftpumpe in der Hosentasche, aber er verspricht, und tut dies dann auch, in 10 Minuten wieder bei uns zu sein. Auf seinem Motorroller bringt er eine Pumpe, vorläufige Hilfe. Mille Grazie! Aber bald ist die Luft wieder raus, ein Loch im Schlauch. Canan muß zurück nach Carloforte, Tim und ich warten an einem Strand auf sie. Canan wird unterwegs nochmals geholfen, freundliche Menschen geben ihr Luft mit ihrem Kompressor.

Nach gut 1 Stunde ist sie, mit gewechseltem Reifen, wieder bei uns. Wir fahren weiter zu den "Colonne", 2 steil im Meer aufragenden Felssäulen, vorkommend in so machem Werbefilm für Sardinien.







Miitwochmorgen, 21., wird es weiter gehen Richtung Norden, zurück zur Insel Sardinien. 50 Seemeilen ca. wollen wir segeln, um vor Anker oder Boje bei der Halbinsel Sinis, Nähe Oristano, die nächste Nacht zu verbringen. Donnerstagabend wollen wir in ALGHERO sein. Mittwoch wird noch etwas Dünung (= "alte Welle" vom Mistral-Sturm) stehen, danach wird's ruhig sein, leider wieder Wind auf die Nase.
 
 




Donnerstag, 15. September 2011

Sardinien-Cagliari 15.09. - 18.09.2011

Wie die „Santa Monica“ auf Kaffeefahrt den Datteln-Hamm-Kanal hinauf – so pflügen wir unter Motor durch die fast spiegelglatte See von Favignana Richtung Sardinien – CAGLIARI. Beinah-Flaute, und von vorn, da machste nix, rückwärts segeln vielleicht. Schöner Sonnenuntergang und Mondaufgang, Faulenzen. Nur wenn der Ruf „Delphine“ ertönt, erheben wir uns aus der Faultierstellung. 4-mal begegnen wir ihnen und freuen uns. Delphine lösen ein gutes Gefühl aus, Tim ist immer ganz aus dem Häuschen. Fotos ihrer Sprünge wollen mir nicht gelingen, auf meine Ruf „Hopp“ reagieren sie nicht so recht. Auch nicht die Schildkröten, von denen ich einige sehe. Ich muss unweigerlich an Schätzing’s Thriller „Der Schwarm“ denken, als während meiner Nachtwache 4 Delphine plötzlich lautlos direkt neben dem Boot auftauchen. Schwarze Silhouetten, beschienen vom abnehmenden Vollmond, sie scheinen mich zu mustern.


Sardinien - arriva
Hopp...



Nur ca. 7 Stunden während der 30,5 Stunden dauernden Überfahrt, 195 Seemeilen, können wir segeln. Die aber richtig schön. Die thermischen Winde in der Annäherung an Sardinien erlauben Raum- und Vorwindkurse (= Wind von hinten), das erste Mal seit Wochen. Unter Schmetterling (= Großsegel und Vorsegel auf unterschiedlichen Seiten) werden wir bei 4-5 Windstärken in den Golf von CAGLIARI getragen, wo wir am Donnerstag, 15.09., um 15.40h in der MARINA DEL SOLE an einer Mooring festmachen. Position 39 12‘.060 N, 009 07‘.461 E.

In Cagliari gibt es 4 große Marinas. Die Marine del Sole ist die preiswerteste (etwas Campingplatzatmosphäre, aber sehr nett), wir zahlen hier letztlich 70,- Euro für 3 Nächte. Zum Vergleich: die Marina di St. Elmo hätte 42,- Euro / Tag, die Marina Portus Karalis 64,- Euro / Tag gekostet; die Marina di Bonario hatte keinen Platz. 

Zu Fuß sind’s von del Sole in die Stadt ca. 15 Minuten. Der Freitag wird Tim als „Tag des langen Marsches“ sicher lange in Erinnerung bleiben. Ungefähr 15 km laufen wir. Schauen uns die schöne Altstadt und das Castello an, suchen lange nach einer Trattoria, die uns gefällt. Pech, eine vom Reiseführer empfohlenen Trattoria etwas außerhalb der Stadt hat ausgerechnet heute zu, eine zweite Betriebsferien, eine dritte öffnet erst eine Stunde später. Die ungefütterten Frauen und Kinder unter uns werden mürrisch. Schließlich essen wir in der Altstadt sehr gut, 25,- Euro pro Nase, Wein bis zum Abwinken und 5 Gänge inklusive, sehr guter Service (Restaurant „Su Cumbidu“). Frau und Kind sind wieder mit der Welt versöhnt.

Cagliari ist die Hauptstadt der Insel, ca. 180.000 Einwohner, wichtigste Hafenstadt, kulturelles und wirtschaftlicher Mittelpunkt Sardiniens‘. Hi, Hamm hat die gleiche Einwohnerzahl, da werden Unterschiede deutlich. Kann man in Hamm eigentlich nur zum Ali gehen, so gibt’s hier unzählige Cafes, Bars und Restaurants, belebt bis tief in die Nacht. Auffällig auch die Vielzahl an Boutiquen. Die Betrachtung der sehr schicken sardischen Damen legt nahe, dass dorthin auch einiges Geld getragen wird.





Auch Cagliari war Spielball in der Geschichte: gegründet von den Phönikern, dann die Karthager, die Römer, die Langobarden, die Araber, Pisa und Genua, die spanischen Aragonen, Österreich, Savoyen-Piemont. Im 2. Weltkrieg stark zerstört.


Samstagmorgen laufen 2 Kreuzfahrtschiffe der 300m-Klasse ein. Interessant, wie sie ohne Schlepperhilfe im Hafenbecken um 180 Grad, wie eine Ballerina auf Zehenspitzen, auf dem Teller drehen, um dann rückwärts einzuparken. Moderne Technik macht’s möglich, und Schlepperkapitäne arbeitslos. Ca. 4000 Passagiere werden dann für 4-5 Stunden, durchnummeriert und in Kohorten eingeteilt, auf Cagliari losgelassen. Abends sind die schwimmenden Hotels schon wieder verschwunden. Nicht unser Ding, diese Art von Urlaub.

Am Samstagnachmittag fahren wir mit dem Bus zur Copacabana Cagliaris‘ – dem kilometerlangen Stadtstrand „Poetto“. Tausende Menschen genießen hier diesen Wochenendtag. Strandcafes, Wassersport aller Art, schöner Sand und hellblaues Meer.






Dann – Tim hat mich zu einem Fußballspiel der ersten italienischen Liga eingeladen und Tickets besorgt. Cagliari spielt gegen Novara. Interessantes Spiel, südländisch temperamentvolle Zuschauer, Sieg für die Heimmannschaft, der Schalke-Fan ist glücklich. Forza Cagliari...

Am Abend essen wir an Bord Carpaccio, sardischen Käse und Kalbsschnitzel Milanese. Dazu den guten sardischen Wein „Cannonau“ (rot, kräftig) und „Vermentino“ (weiß, frisch). Canan meint, in ihrem nächsten Leben möchte sie als Italienerin wiedergeboren werden. Na ja, denke ich, wenn’s dann den Berlusconi nicht mehr gibt, wär’s auch für mich ok.
 

Und schon wieder Abschied nehmen. Sonntagmorgen ca. 08.00h wollen wir aufbrechen nach CARLOFORTE, einem hübschen Ort auf der kleinen Insel SAN PIETRO, gelegen nahe dem Südwesten Sardiniens‘. Ein am Montag heranziehender schwerer Mistral-Sturm diktiert uns dies. Es sind ca. 70 Seemeilen.