Alter Schwede - das war sehr knapp: der "Schwarze Tod" versucht unsere Lime Light zu holen, sie auf felsigem Grund an Madeiras' Küste zu versenken!
"Schwarzer Tod" nennt man Mikroorganismen, die sich in Dieseltanks sauwohl fühlen und bei übermäßigem Befall die Dieselfilter und -zuleitungen verstopfen, was zu Motorausfall führt.
Schlecht, wenn dies an engen Stellen, in der Nähe von Untiefen o.ä. passiert. Noch schlechter ist es an sehr engen Stellen bei starkem Wind. Dort trifft es, trotz aller Vorsorge, uns.
Wir kommen am Mittwoch, 09.05., um 13.00h in QUINTA DO LORDE an der Südostspitze der Insel MADEIRA (Portugal), an. Gut 300 Seemeilen haben wir seit Montag geloggt, ein gutes Gefühl da zu sein. Ein schöne Überfahrt war's, denke ich, als ich Lime Light, bei starkem Wind schräg von hinten, unter Motor in die Hafeneinfahrt eindrehe. Schmal ist die Einfahrt, 20 Meter vielleicht breit, an beiden Seiten Felsen, an denen sich die Wellen brechen.
"Nein, verdammt, nicht jetzt bitte", ist mein Gedanke, als der Motor von einer Sekunde auf die andere abstirbt! "Motorausfall, Genua hoch!", rufe ich sofort Canan und Tim herbei, die auf dem Vorschiff sitzen. Das klappt gut und geht schnell, aber wir bekommen nur mit dem Vorsegel keine Fahrt ins Schiff und treiben auf die Felsen zu. Irgendwie kriegen wir Lime Light gewendet und gewinnen etwas Zeit. Wir winken einen Marinero herbei, der mit einem Dinghi in der Nähe ist. "Push, push !", rufen wir, dies tut er auch mit dem Schlauchboot, mühsam ist das. Unendlich lang kommt uns die Zeit vor, die Felsen mal auf der einen, mal auf der anderen Seite immer bedrohlich nahe, bis wir schließlich auch das Großsegel oben haben und uns freisegeln können.
Der Defekt wird dann auf See behoben. Gut so, denn von einer Minute auf die andere ist Flaute und eine starke Strömung treibt uns nach Osten ab. Ohne Motor hätten wir dann vielleicht am nächsten Morgen statt in Madeira in Marokko frühstücken können.
5 Stunden später machen wir einen 2. Anlauf auf Madeira und sind, um 19.15h, glücklich fest an einem Schwimmsteg in der Marina Quinta do Lorde. Knapp 60 Stunden haben wir ab Lanzarote benötigt, 346 Seemeilen zurück gelegt. Position 32 44'.488 N, 016 42'.709 W. Sock stinkt vom Schrauben am Motor nach Diesel, hat ein breites Grinsen im Gesicht und genießt, mit der besten Crew der Welt, sein Einlaufbier...
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Ola Portugal |
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Einfahrt, die Zweite |
Die Passage ab Lanzarote war ansonsten problemlos, sonnig, Vollmond des Nachts. Nur der Dienstag, nachdem wir am Montag prima segeln konnten, hat uns geärgert. Entgegen der Wettervorhersage, Computer sind auch nur Menschen, kaum Wind, und dann auch noch aus Nordwest statt Nordost - motoren ist angesagt. Am Mittwoch, bei der Annäherung an Madeira, wie erwartet Flaute, der Atlantik spiegelglatt, ein seltenes und schönes Bild.
Begleiter auf unserem Weg waren Schwertwale, Fliegende Fische, Schildkröten und natürlich Delphine. Hier einige vor den Ilhas Desertas, südlich von Madeira:
Delphine vor Madeira
Die Marina Quinto do Lorde hat ca. 250 Liegeplätze, überwiegend sind sie nicht belegt, und ist Teil eines Ferienresorts. Das Resort ist noch nicht ganz fertig gestellt, ausser einem Restaurant und den Einrichtungen der Marina gibt es hier eigentlich sonst nichts. Wir vermissen aber auch nichts. Das Restaurant bietet gutes Essen, einen Fernseher (BVB ist Pokalsieger!), Poolbillard und backt morgens frische Brötchen. Das Marinapersonal, geführt von Chefin Catia, ist aussergewöhnlich hilfsbereit und freundlich. Ein kostenloses Shuttle fährt auf Wunsch in die Nachbarstadt Machico oder auch in die Hauptstadt Madeiras', Funchal. Die Liegegebühr je Tag, inkl. W+E+WiFi, wird knapp 30,- Euro betragen. Technischer Service in persona Salomon erscheint am Tag nach unserer Ankunft, um einen Termin zur dringenden notwendigen Reinigung unseres Dieseltankes zu vereinbaren. Auch Safari Cat, welche am Freitag in der Marina eintrifft, kann hier einige Reparaturen machen lassen.
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Marina Quinta do Lorde |
Madeira - die Blumeninsel. Ca. 240.000 Einwohner, davon 110.000 in der Hauptstadt Funchal. Hier landen jährlich in etwa soviele Besucher auf Kreuzfahrtschiffen an, wie Madeira Einwohner hat. Die Insel, vulkanischen Ursprungs, ist gebirgig (höchster Gipfel 1.862 m) und, da relativ regenreich, grün. Sehr sauber und gepflegt alles, hübsch anzuschauen. Imposant die Steilküsten im Norden der Insel, ein super Spaß die Fahrt über die Küstenstraße dort.
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Südosten |
So wie den Eidechsen der Apfel schmeckt, schmeckt Sock das Nationalgetränk der Madeirer: die
Poncha. Zuckerrohrschnaps, Zitronensaft und Honig, gemischt im Paradies von 7 Jungfrauen.
2 Glas davon, und der sowieso himmelblaue Himmel ist noch ein Stück blauer, aller Ärger vergessen. Wie der Ärger mit unseren Batterien: obwohl erst 2 Jahre alt, "kochen" und entgasen sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Kann sein, dass sie alle ausgetauscht werden müssen. Für das Geld könnte man 500 Ponchas trinken ...
Tim trägt einen neuen Beinamen!:
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"Oh, oh, warum tue ich dies bloß??" |
Video: Lauf, Flieger, lauf!
Video: Flieg, Flieger, flieg!
Video: Brems, Flieger, brems!
Einzigartig sind die Lava-Pools in Porto Moniz. Die Wellen des Atlantiks' brechen sich an der Küste, du schwimmst im Pool nur einige Meter dahinter sicher wie in Mutter's Schoß.
Madeira, Paradies für Wanderer:
Leider nur 1/2 Tag haben wir für die hübsche, lebhafte Hauptstadt Madeiras', FUNCHAL, letztlich Zeit. Aber nicht entgehen lassen wir uns eine Fahrt mit Korbschlitten im hübschen Nachbarstädtchen MONTE. 2 Km geht's hinab durch enge Gassen. Gelenkt wird nur mit den Füßen, Bremsen und ABS gibt's keine!
Video: Schlittenfahrt
Wir legen morgen, Freitag, 18. Mai, ab! Ziel: Lagos, an der Südwestspitze Portugals'.
Das werden günstigstensfalls so 550 Seemeilen (1.000 km) werden, Hoffnung ist am Dienstagabend nach ca. 110 Stunden dort zu sein. Das Wetter ist nicht optimal, aber wenn wir nicht lossegeln, hängen wir u.U. Wochen auf Madeira fest.
Denn dieser Weg wird kein leichter sein... es geht gegen den Nordostpassat und gegen die Wellen.
Meine größte Befürchtung allerdings: unsere Batterien halten nicht durch. Nächste Woche sind wir schlauer und hoffentlich vergnügt beim Einlaufbier in Lagos angekommen.