Mittwoch, 30. Mai 2012

Algarve - Lagos 22.05. - 21.06.2012

Tim und ich fahren mit dem Auto 150 km die ALGARVE, die Südküste Portugals', entlang nach Spanien, Ayamonte. Schööön ist es - Traumstrände, Dünen, Flußauen, hübsche Städtchen, grüne hügelige Landschaft, subtropisches Klima, Attraktionen und Events, gastfreundliche Menschen - die Algarve ist zurecht Topdestination für Touristen aus aller Welt. In Ayamonte holen wir 4 neue Bordbatterien ab (günstig gekauft bei nauticayamar.com), die Alten sind hinüber.

Wir haben am 22. Mai festgemacht in der MARINA DE LAGOS, nur einige Kilometer entfernt von dem südwestlichsten Punkt Europas'. Position 37 06'.550 N, 008 40'.450 W. 460 Liegeplätze gibt es hier, ca. 60-70% davon sind belegt. Zurecht genießt die Marina einen sehr guten Ruf - die Preise (zumindest bis 15. Juni), Service und Lage stimmen. Bis zum 15. Juni werden wir, all in, 17.14 Euro/Tag für unseren Liegeplatz (Schwimmsteg, C 39) zahlen. Danach wird's, wie fast überall, teurer (36,- bis 39,- Euro/Tag), so dass wir vermutlich ab 22. Juni irgendwo vor Anker oder in einen billigeren Hafen gehen werden.

Lebhaft am Tage und Abend, ruhig in der Nacht ist es, viele Überwinterer und liveaboards auf ihren Booten, die Marina ist auf Anhieb sympathisch. Ca. 15 Restaurants und Bars sind Teil der Marina, zum sehr schönen Städtchen Lagos sind es nur wenige Minuten zu Fuß. Lagos ist die älteste Stadt an der Algarve, von hier aus starteten viele Entdeckungsfahrten der Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer. Auch ein dunkles Kapitel Europas' nahm hier seinen Anfang: der Sklavenhandel mit schwarzafrikanischen Menschen, der alte Sklavenmarkt ist heute noch zu besichtigen.

Der große Pool des 4*-Hotels in der Marina kann und wird von uns, besonders Tim und sein Freunden, genutzt werden. Ein kilometerlanger, goldgelber Traumstrand ist in 5 Minuten erreicht:  Video - unser Strand!





Und noch mehr Traumstrände in Lagos:






Traurig sind wir. Unsere Freunde Dr. Juli, Hase, Tiger und Sam aus Tirol hatten erwogen, uns in Portugal zu besuchen. Leider leider klappt's nicht  )-:  . Hoffentlich dann irgendwo am Mittelmeer bei nächster Gelegenheit.

Die Zeit im portugiesischen Frühsommer vergeht schnell. Strand, Stadtbummel, Faulenzen, Ausflüge, Restaurantbesuche, Quizabende in unserem Stammpub Lazyjacks,... die Fußball-Europameisterschaft ! Autokorso in Lagos am 17. Juni - Portugal steht im Viertelfinale, toll, auch wir hatten die Daumen gedrückt. Aber das Beste: Deutschland Neun, Holland Nuuuuuulllll. Es geht weiter im Viertelfinale mit Portugal:Tschechien, D'land:Griechenland.

Wir erkunden die südliche Westküste Portugals'. Die Mütter aller Strände gibt es dort. Die lange Dünung des Atlantiks lockt Wellenreiter aus aller Welt in diesen ansonsten touristisch nur wenig erschlossenen Wilden Westen Portugals'. Die Costa Vincentina ist auf gesamter Länge Naturreservat, unverbaute, schöne Dünen- und Hügellandschaft.


 Großen Spass macht Sofia, Luca  und Tim das Bodysurfen in der Brandung des Atlantiks:  Video

Wir werden morgen, Do. 21.06., unseren Standort verlegen, auch um Liegeplatzgebühren zu sparen. 8 Seemeilen östlich von Lagos werden wir in der Bucht von Ferragudo (Portimao) vor Anker gehen.



Freitag, 25. Mai 2012

Atlantik-Überfahrt Madeira --> Portugal 18.05. - 22.05.2012

Einen Tag früher als geplant und erwartet stehe ich, Sock, unter der ersehnten, heißen Dusche in der Marina in PORTUGAL – LAGOS und  wasche mir die dicke Salzkruste von meiner Haut und, zugegeben, den auch etwas sehr männlichen Geruch, nach fast 4 Tagen ohne Dusche. Neben mir in der Dusche Tim, der gefühlt noch etwas strenger roch, und sich ausnahmsweise nicht lange bitten lassen musste, zu duschen.

Ich lasse mir unseren Segeltrip von Madeira nach Lagos nochmal durch den Kopf gehen. Die unentwegten Gedanken daran und das Aufgeputschtsein werden uns noch 1-2 Tage länger begleiten, das Adrenalin im Blut muss erst abgebaut werden nach diesem Teufelsritt, aber dazu später mehr.

Eine Tapferkeitsmedaille verleihe ich Tim und Canan in Gedanken unter der Dusche. Großartig, Herzen eines Löwen alle beide, 560 Seemeilen unter anstrengenden Bedingungen bravourös gemeistert.
Tim hat 1700 Seiten Buch gelesen während der 84-stündigen Überfahrt, immer vergnügt und stoisch gelassen, obwohl das alles andere als eine gemütliche Spazierfahrt war. Lesen, essen, schlafen, singen, das war Tim’s Motto. Bravo, ich bin stolz. 9 von 10 Menschen würden in einer solchen Situation einfach nur große Angst haben.
Canan hat sich einmal mehr als Seewölfin gezeigt.  „Ich kann nicht mehr Sock, muss schlafen, komm bitte“, sagt sie z.B. am Sonntag, dem 3. Tag der Reise, früh am Morgen nach ihrer Nachtwache zu mir. Während ich mich mühsam, nach schlafloser Pause, aus der Koje erhebe und in meine nasse Schwerwetterkleidung quäle, geht sie wieder zurück ins Cockpit (= nach draußen). 10 Minuten brauche ich um mich fertig zu machen – Canan wird allein in dieser kurzen Zeit 2x von über das Boot hinein brechenden Wellen heftig ganzkörper-geduscht. Und der Wind peitscht ihr die Gischt permanent ins Gesicht – es ist Sturm.
„Was machst Du da draußen?“, frage ich sie, als ich sie ablöse, „Warum bleibst Du nicht drinnen und gehst nur ab und zu mal raus?“. Frau mit Löwenherz sagt: „Ich war sowieso 5 Stunden im Cockpit. Wir hatten Windböen mit über 40 Knoten (= 75 km/h = Sturm), ich muss doch wachsam sein!“.  Da schmilzt mein Herz, welch eine Frau denke ich. Seewölfin!


76 der 84 Stunden sind wir gesegelt. Immer Kurs „Am Wind“, Windstärke meist 6-7, gelegentlich auch 8. „Am Wind“ – Kurs, das heißt Krängung, das Boot hat starke Schräglage, welche jede Bewegung sehr schwierig und anstrengend macht. Zuerst geben wir Gas und machen, trotz Reff 2 und später durchgehend Reff 3 (= kleinste verfügbare Standard-Besegelung)  mehr als 8 Knoten Fahrt. Irgendwann geht’s zu sehr auf die Knochen und auf’s Material – wir nehmen die Geschwindigkeit und Krängung etwas zurück. Dennoch – Etmale (= gesegelte Distanz in 24 Stunden) von 165 und 172 Seemeilen erreichen wir.

„Böse“ Wellen, um Tim’s Terminologie zu gebrauchen, haben wir, der davon die „lieben“ Wellen unterscheidet. Die „Lieben“, das ist Schwell, aufgebaut in Stürmen viel weiter im Norden des Atlantiks, der das Boot, auch wenn die Wellenhöhe 5 Meter ist, eher sanft trägt und haushoch hebt und wieder fallen lässt. Wie auf einem Schaukelpferd. Die „Bösen“ dagegen, wenn auch „nur“ 2 bis 3 Meter hoch, bescheren einen Ritt wie auf einem wilden Bullen. Windwellen, aufgepeitscht und aufgebaut durch Starkwind und Sturm in deinem Segelgebiet, schlagen auf das Boot ein wie ein Vorschlaghammer, reißen  es hin und her, heftig stampfend, die Gischt fliegt, regelmäßig kommen Brecher über. Schlafen, fast unmöglich bei den heftigen Bewegungen des Bootes und der Geräuschkulisse aus pfeifendem Wind, brechenden und schlagenden Wellen, dem Gurgeln des Ozeans, klappernden Leinen usw.. Permanent angeschnallt sind wir natürlich, eine Hand wird immer gebraucht zum Festhalten. Im Boot bewegen wir uns wie Gibbon-Affen mit ihren langen Armen – im passenden Moment läßt du einen Halt los, um dich zum nächsten zu schwingen. Manchmal klappt dies auch nicht und du wirst ziemlich rabiat durch's Boot geschleudert, blaue Flecken erinnern uns daran.

Am Montagmorgen gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause, ziemlich erschöpft sind wir. 6 Stunden motoren wir, Krängung aus dem Boot genommen. Sock hatte sich kurz zuvor auf der Toilette mit dem Winkel verschätzt und sich benäßt, danach ist ihm der schwere Deckel des Kühlschranks, bei der Suche nach der geliebten Bockwurst, auf die Stirn geknallt – es gibt Momente, in denen man Segeln nicht uneingeschränkt liebt. Canan schläft 3 Stunden, wir können unsere nassen Sachen ein bisschen trocknen, ein Frühstück machen. Danach geht’s unter Segeln am Wind weiter, der am Montagnachmittag auf Windstärke 5-6 abflaut und uns in der Annäherung an Portugal herrliches, entspanntes Segeln unter strahlender Sonne schenkt.

Bewusst wollen wir erst nach Mitternacht in der Marina in LAGOS ankommen und machen die letzten Meilen langsam. Um 02.30 h am Dienstagmorgen liegen wir fest längsseits des Empfang-Steges und trinken unser Einlaufbier. Das Gehen an Land fällt etwas schwer – alles so gerade und ruhig dort.

Diese 560 Seemeilen haben uns gefordert, dennoch – toll war’s, unvergesslich und großartig für jemanden, der Segeln liebt und der verrückt genug ist, diese Strapazen auf sich zu nehmen und es auch noch zu genießen. Erzählstoff für die Enkel ist es allemal - "Hey, Oma und Opa", werden sie dann vielleicht zu uns sagen, "erzählt doch noch einmal von eurer Segelreise. Den Stürmen, Walen und Delphinen, den vielen Ländern".


Montag, 14. Mai 2012

Insel MADEIRA - Quinta do Lorde 09.05. - 18.05.2012

Alter Schwede - das war sehr knapp: der "Schwarze Tod" versucht unsere Lime Light zu holen, sie auf felsigem Grund an Madeiras' Küste zu versenken!

"Schwarzer Tod" nennt man Mikroorganismen, die sich in Dieseltanks sauwohl fühlen und bei übermäßigem Befall die Dieselfilter und -zuleitungen verstopfen, was zu Motorausfall führt.
Schlecht, wenn dies an engen Stellen, in der Nähe von Untiefen o.ä. passiert. Noch schlechter ist es an sehr engen Stellen bei starkem Wind. Dort trifft es, trotz aller Vorsorge, uns.

Wir kommen am Mittwoch, 09.05., um 13.00h in QUINTA DO LORDE an der Südostspitze der Insel MADEIRA (Portugal), an. Gut 300 Seemeilen haben wir seit Montag geloggt, ein gutes Gefühl da zu sein. Ein schöne Überfahrt war's, denke ich, als ich Lime Light, bei starkem Wind schräg von hinten, unter Motor in die Hafeneinfahrt eindrehe. Schmal ist die Einfahrt, 20 Meter vielleicht breit, an beiden Seiten Felsen, an denen sich die Wellen brechen.
"Nein, verdammt, nicht jetzt bitte", ist mein Gedanke, als der Motor von einer Sekunde auf die andere abstirbt! "Motorausfall, Genua hoch!", rufe ich sofort Canan und Tim herbei, die auf dem Vorschiff sitzen. Das klappt gut und geht schnell, aber wir bekommen nur mit dem Vorsegel keine Fahrt ins Schiff und treiben auf die Felsen zu. Irgendwie kriegen wir Lime Light gewendet und gewinnen etwas Zeit. Wir winken einen Marinero herbei, der mit einem Dinghi in der Nähe ist. "Push, push !", rufen wir, dies tut er auch mit dem Schlauchboot, mühsam ist das. Unendlich lang kommt uns die Zeit vor, die Felsen mal auf der einen, mal auf der anderen Seite immer bedrohlich nahe, bis wir schließlich auch das Großsegel oben haben und uns freisegeln können.
Der Defekt wird dann auf See behoben. Gut so, denn von einer Minute auf die andere ist Flaute und eine starke Strömung treibt uns nach Osten ab. Ohne Motor hätten wir dann vielleicht am nächsten Morgen statt in Madeira in Marokko frühstücken können.

5 Stunden später machen wir einen 2. Anlauf auf Madeira und sind, um 19.15h, glücklich fest an einem Schwimmsteg in der Marina Quinta do Lorde. Knapp 60 Stunden haben wir ab Lanzarote benötigt, 346 Seemeilen zurück gelegt. Position 32 44'.488 N, 016 42'.709 W. Sock stinkt vom Schrauben am Motor nach Diesel, hat ein breites Grinsen im Gesicht und genießt, mit der besten Crew der Welt, sein Einlaufbier...

Ola Portugal
Einfahrt, die Zweite

Die Passage ab Lanzarote war ansonsten problemlos, sonnig, Vollmond des Nachts. Nur der Dienstag, nachdem wir am Montag prima segeln konnten, hat uns geärgert. Entgegen der Wettervorhersage, Computer sind auch nur Menschen, kaum Wind, und dann auch noch aus Nordwest statt Nordost - motoren ist angesagt. Am Mittwoch, bei der Annäherung an Madeira, wie erwartet Flaute, der Atlantik spiegelglatt, ein seltenes und schönes Bild.

Begleiter auf unserem Weg waren Schwertwale, Fliegende Fische, Schildkröten und natürlich Delphine. Hier einige vor den Ilhas Desertas, südlich von Madeira:  Delphine vor Madeira


Die Marina Quinto do Lorde hat ca. 250 Liegeplätze, überwiegend sind sie nicht belegt, und ist Teil eines Ferienresorts. Das Resort ist noch nicht ganz fertig gestellt, ausser einem Restaurant und den Einrichtungen der Marina gibt es hier eigentlich sonst nichts. Wir vermissen aber auch nichts. Das Restaurant bietet gutes Essen, einen Fernseher (BVB ist Pokalsieger!), Poolbillard und backt morgens frische Brötchen. Das Marinapersonal, geführt von Chefin Catia, ist aussergewöhnlich hilfsbereit und freundlich. Ein kostenloses Shuttle fährt auf Wunsch in die Nachbarstadt Machico oder auch in die Hauptstadt Madeiras', Funchal. Die Liegegebühr je Tag, inkl. W+E+WiFi, wird knapp 30,- Euro betragen. Technischer Service in persona Salomon erscheint am Tag nach unserer Ankunft, um einen Termin zur dringenden notwendigen Reinigung unseres Dieseltankes zu vereinbaren. Auch Safari Cat, welche am Freitag in der Marina eintrifft, kann hier einige Reparaturen machen lassen.

Marina Quinta do Lorde

Madeira - die Blumeninsel. Ca. 240.000 Einwohner, davon 110.000 in der Hauptstadt Funchal. Hier landen jährlich in etwa soviele Besucher auf Kreuzfahrtschiffen an, wie Madeira Einwohner hat. Die Insel, vulkanischen Ursprungs, ist gebirgig (höchster Gipfel 1.862 m) und, da relativ regenreich, grün. Sehr sauber und gepflegt alles, hübsch anzuschauen. Imposant die Steilküsten im Norden der Insel, ein super Spaß die Fahrt über die Küstenstraße dort.


Südosten





Und überall tummeln sich Mini-Dinos:   Video, Kampf der Echsen

So wie den Eidechsen der Apfel schmeckt, schmeckt Sock das Nationalgetränk der Madeirer: die Poncha. Zuckerrohrschnaps, Zitronensaft und Honig, gemischt im Paradies von 7 Jungfrauen.
2 Glas davon, und der sowieso himmelblaue Himmel ist noch ein Stück blauer, aller Ärger vergessen. Wie der Ärger mit unseren Batterien: obwohl erst 2 Jahre alt, "kochen" und entgasen sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Kann sein, dass sie alle ausgetauscht werden müssen. Für das Geld könnte man 500 Ponchas trinken ...


Tim trägt einen neuen Beinamen!:


"Oh, oh, warum tue ich dies bloß??"

Video: Lauf, Flieger, lauf!

Video: Flieg, Flieger, flieg!

Video: Brems, Flieger, brems!






Einzigartig sind die Lava-Pools in Porto Moniz. Die Wellen des Atlantiks' brechen sich an der Küste, du schwimmst im Pool nur einige Meter dahinter sicher wie in Mutter's Schoß.


Und Rumpelstilzchen war auch da: Video - "Ach wie gut dass niemand weiß ..."


Madeira, Paradies für Wanderer:







Leider nur 1/2 Tag haben wir für die hübsche, lebhafte Hauptstadt Madeiras', FUNCHAL, letztlich Zeit. Aber nicht entgehen lassen wir uns eine Fahrt mit Korbschlitten im hübschen Nachbarstädtchen MONTE. 2 Km geht's hinab durch enge Gassen. Gelenkt wird nur mit den Füßen, Bremsen und ABS gibt's keine!


Video: Schlittenfahrt



Wir legen morgen, Freitag, 18. Mai, ab! Ziel: Lagos, an der Südwestspitze Portugals'.
Das werden günstigstensfalls so 550 Seemeilen (1.000 km) werden, Hoffnung ist am Dienstagabend nach ca. 110 Stunden dort zu sein. Das Wetter ist nicht optimal, aber wenn wir nicht lossegeln, hängen wir u.U. Wochen auf Madeira fest.
Denn dieser Weg wird kein leichter sein... es geht gegen den Nordostpassat und gegen die Wellen.
Meine größte Befürchtung allerdings: unsere Batterien halten nicht durch. Nächste Woche sind wir schlauer und hoffentlich vergnügt beim Einlaufbier in Lagos angekommen.

Dienstag, 1. Mai 2012

Lanzarote - Puerto Calero 27.04. - 07.05.2012

"Help"!! Es ist der 01. Mai, 09.00h morgens, an Bord von Lime Light.
"Help", und wieder "Help", hören wir jemanden, männlich und britisch, laut und panisch um Hilfe rufen, "Help"!!  Canan läuft los, ein Funkgerät dabei, Sock muss sich erst aus dem Pyjama schälen und folgt.
Für diesen Mann hat sich unser ungeplanter Umweg über LANZAROTE - PUERTO CALERO, gelohnt.  Er ist ins Hafenbecken gefallen und kommt allein nicht aus dem Wasser. Canan und den über Funk von ihr verständigten Marineros gelingt es, den Gentleman auf den Steg zu ziehen. "Bloody hell, it's my birthday today", erklärt er, und dass er schon sehr lange vergeblich versucht habe, an Land zu kommen. Von uns auf jeden Fall "Herzlichen Glückwunsch". Er hat's unbeschadet überstanden, 10 Minuten nach seiner "Rettung" sitzt er bei einem Bier in einer Bar (vielleicht vielleicht nicht das Erste an diesem Tag; wenn dem anschließenden Gezeter und Gekeife seiner Holden zu glauben ist, war's wohl so. Deerr Geburtstag ist ins Wasser gefallen.).

Am Fr., 27. April, hatten wir nach 263 Seemeilen und 50 Stunden ab Santa Cruz de La Palma fest gemacht in PUERTO CALERO auf Lanzarote - dies war eigentlich nicht so geplant. Hier, wo unser sonniger Winter auf den Kanaren am 21.11.2011 nach 700 Seemeilen Überfahrt ab Gibraltar begann, sollen wir nun auch Abschied von den Kanaren nehmen. Das ist wahrlich nicht schlimm - wir lieben es, hier zu sein. Unsere Freunde auf Safari Cat treffen am Samstag auch ein, perfekt.

Unsere Lanzarote-Erlebnisse aus November und Dezember 2011:  Lanzarote Nov/Dez 2011

Von Santa Cruz de la Palma waren wir zunächst 230 Seemeilen zur Insel LA GRACIOSA gesegelt. Vergeblich, nur 1 Stunde Aufenthalt dort am Freitagmorgen war uns vergönnt, die Marina war voll. Die 33 Seemeilen ab dort nach Puerto Calero bläst uns Südwind mit 5 bis 6 Windstärken direkt auf die Nase, so dass wir mehr als 7 Stunden benötigen.
Auf der gesamten Überfahrt ab La Palma war der Wind leider meist nicht günstig für uns - ausnahmsweise nicht zu stark, sondern zu schwach. Nur etwa 10 Stunden Segeln waren möglich.
Ansonsten war es schön. Meist sonnig, mit 1 bis max. 3 Meter Schwell kein unangenehmer Seegang. Viele Delphine und Wale kreuzen unseren Weg und sorgen, wie auch eine Möwe, die offensichtlich einen Vogel hatte, für Abwechslung.

Möwe "mit Meise"
Sie versetzt Canan einen Riesenschreck, als sie mit ausgebreiteten Schwingen zur Landung auf unserem Beiboot ansetzt. Dort verweilt sie ungeniert eine halbe Stunde, putzt sich, verdaut ihre letzte Mahlzeit, war augenscheinlich Fisch. Dann hebt sie zur Erleichterung Canans' ab und landet hinter uns im Wasser. Aber sie kommt zurück - Landeplatz diesmal auf unserem Sonnenverdeck. Da ich dort keinen verdauten Fisch dulde, schubse ich sie von unten, wenn immer ich ihre Füße ausmachen kann. Das gefällt der Möwe, das macht ihr Spaß. Trampolin. 5 Minuten schubse ich, findet sie super. Erst dann läßt sie sich wieder auf unserem Beiboot nieder und bleibt noch eine Zeit unser Gast, bevor sie entfleucht. Deli kus, güle güle.
Diese Wegbegleiter scheinen auch immer Spaß zu haben, man warte auf die Luftsprünge am Ende des Videos:   Delphine


Für den 300 Seemeilen langen Weg zur Insel MADEIRA müssen Safari Cat und wir hier auf Lanzarote auf ein passendes Wetterfenster warten. Nordostpassat in moderater Stärke, passabler Seegang - das wäre es. Aber jetzt wehen erst einmal westliche und nordwestliche Winde, Änderung vor Ende dieser Woche nicht zu erwarten. Wir werden die Zeit auf Lanzarote genüßlich zu nutzen wissen und es uns gut gehen lassen.


Sonne, Ausflüge in die faszinierenden Landschaften Lanzarotes‘, gutes Essen - die Zeit vergeht schnell.

Traurig, sehr traurig - tragische Unglücksfälle reißen zwei unserer Freunde aus dem Leben. Wir beklagen den unerwarteten Tod von Hannelore und Mr. Acer. Sie waren uns sehr gute Freunde. Vor allem Hannelore, sie gab uns Richtung und Weg, hat viel mit uns gesprochen, viel zu selten haben wir ihr Danke gesagt für ihre Hilfe. Nun liegt sie auf dem Grund des kalten Meeres, unwürdig war ihr Abgang. Sie fiel Sock aus der Tasche, plöpp, weg war sie.

Heute, 05. Mai, folgte ihr Mr. Asus ins nasse Grab. Dramatisch, begleitet von Heulen und Wehklagen, zu spät jeder Versuch der Rettung.
Ach, was soll's, sh.. happens - wir haben unser Auto-Navigationssystem und ein Netbook beim Verlassen des Bootes ins Wasser fallen lassen. Wut, Ärger, Fluchen - kann passieren, nach gerauchter Zigarette und getrunkener Dose Bier geht's wieder. Mögen sie in Frieden ruhen...


Aleae iactae sunt - Montag, 07.05., kurz nach Sonnenaufgang, wird's losgehen. Ziel Insel MADEIRA (Portugal), kürzeste Distanz ca. 300 Seemeilen. Die Wettervorhersagen lassen eine ruhige Überfahrt erwarten. Schauen wir mal, am Mittwochabend nach Ankunft sind wir schlauer.


Traurig nehmen wir Abschied von den Kanarischen Inseln, es war der beste Winter unseres Lebens. Das Beste hier - die Menschen. Außergewöhnlich (!) gastfreundlich und sympathisch - GRACIAS!