Es ist 14.35h, wir sind fest längsseits eines Schwimmsteges in der Marina „Yacht Port Cartagena“ in CARTAGENA, Costa Blanca, Spanien. Nach altem Marinebrauch öffnen wir unser Einlaufbier, wohlverdient nach 170,9 Seemeilen, 27-stündiger Passage von Ibiza. Position 37 35‘.809 N, 000 58‘.709 W.
Auch Tim erfährt auf der Überfahrt einen alten Seemannsbrauch.
In Abwandlung der „Äquatortaufe“, der ein Seemann sich beim ersten Queren des 0. Breitengrades unterzieht, taufen wir Tim beim Queren des 0. Längengrades (Nullmeridian). Wir haben die östliche Halbkugel verlassen und bewegen uns in westlichen Längen.
Tim muss „Neptun“ Opfer bringen (Fender schrubben, Segel setzen, etc.) und wird vom Schmutz der östlichen Halbkugel mit einem köstlichen Taufmahl befreit. Die Menüfolge: Salami a la Sock an Nutella, Ingwerkeks mit Senfdressing, Milch-Ketchupshake und Corn Flakes in Meerwasser. Tim lässt sich das Mahl danach „nochmal durch den Kopf gehen“ und hat Neptun somit sein letztes Opfer gereicht. Stolz darf er sich nun als getaufter Seemann bezeichnen. Ja, grausame Sitten in der Seefahrt und ein gnadenloser Kommandant, der Sock….
Der „Yacht Port Cartagena“ ist uns auf Anhieb sehr sympathisch. Bereits die Abwicklung der Reservierung des Liegeplatzes mit der äußerst freundlichen Julia im Büro zeigte, dass man Yachties hier als Kunden betrachtet. Beim Anlegen assistiert uns ein Marinero, Julia versorgt uns anschließend mit allen wichtigen Infos. Die Marina, 310 Liegeplätze, ist sehr gepflegt, kostenloses Internet an einem Gäste-PC, sanitäre Anlagen tadellos. Die Liegeplätze sind großzügig bemessen, 12 Meter Breite sind für 2 Yachten vorgesehen. Und preiswert ist sie zudem, die Nacht kostet 22,42 Euro inkl. Strom und Wasser.
Die Überfahrt hat stundenweise viel Spass gemacht. Bei Windstärke 5 in der Nacht, Kurs am Wind, wirft Sock einem Katamaran, ebenfalls mit Kurs Cartagena, ca. 1 Meile vor uns, den Fehdehandschuh hin und erklärt die Regatta für eröffnet. Unter Vollzeug gibt Lime Light alles, ein wilder Ritt. Ich freue mich diebisch, wie wir uns Kabellänge um Kabellänge (= 185,2 m) an den Katamaran heranarbeiten und ihm schließlich triumphierend unser Hecklicht und die Siegerfaust präsentieren. Männer sind Kinder...
Cartagena, da sind wir:
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die Marina (Teil davon) |
Cartagena wurden von den Karthagern, dem Bruder Hannibals', gegründet. Kurz danach, im 2. Punischen Krieg, eroberten es die Römer und nannten es "Nova Karthago". Die Vandalen, die Goten, die Oströmer, schließlich vom 8. bis zum 13. Jahrhundert unter Herrschaft der muslimischen Mauren. 1245 wurde es durch die Christen zurück erobert. Auf und Ab ging es mit der Stadt, ihrem sehr gut geschütztem Hafen und den Minen im Umland. Im spanischen Bürgerkrieg wurde Cartagena 1936 heftig von den Deutschen und Italienern, die Franco unterstützten, bombardiert, bevor es sich als letzte spanische Stadt 1939 Franco ergab.
E ist eine fantastische Stadt! Sie trägt zurecht den Beinamen "Puerto de Culturas". Das Nebeneinander von Alt und Neu, die Architektur der Moderne, die Parks mit wilden Papageien, zahlreiche kleine Kunstwerke, die Sauberkeit und Ruhe, die autofreie Innenstadt (gepflastert mit Marmor!) mit ihren zahlreichen Gebäuden im Jugendstil und den vielen shops und Bars, beeindrucken und gefallen uns sehr.
An der Hafenpromenade:
Impressionen der Stadt, 2 Minuten von der Marina:
Wir besuchen das Nationale Museum der Unterwasserarchäologie und ein Museum der Luftschutzbunker und des Spanischen Bürgerkrieges. Modern, multimedial, interaktiv - so machen Museen Spaß.
Schöne Graffittis in der Stadt:
"Was macht er nur?" und "Was wollen die nur?":
Nach unserer ersten Erkundung Cartagenas' gönnen wir uns im "El Barril Del Tapeo" leckere Tapas und Wein. Sicher nicht das letzte Mal dort...
Sonntagabend gute Nachrichten aus Tirol: Dr. Juli, der Hase und Tiger Magnus kommen uns besuchen! Mit ihrem Snoopy (VW Bulli) brechen sie in Kürze auf und werden wohl Freitag/Samstag in Südspanien sein. Wir freuen uns riesig!
Cartagena bietet alle Vorzüge einer Großstadt (215.000 Einwohner), so z.B. Einkaufszentren. Wir shoppen, Tim bekommt eine neues keyboard für den Musikunterricht. Meist essen wir an Bord: das köstliche spanische Schweinefleisch, Fisch frisch vom Wochenmarkt, Käse und Schinken, den sehr guten und preiswerten spanischen Wein.
Am späten Nachmittag gönnt sich Sock in einer Bar an der Promenade im Sonnenschein einen Caffe solo und einen Carlos III, Canan einen trockenen Martini. Die Temperaturen erreichen nach wie vor 27 Grad! Uns geht's gut...
Tim hat jetzt einen Zopf, gegelt ausserdem. Wuff, wuff, Sock gefällt's nicht, aber Tim darf das natürlich selbst entscheiden. Wuff, wuff...
Die "Club Med II", Kreuzfahrtschiff mit 5 (Pseudo-Segel-) Masten, gibt sich die Ehre am Donnerstag. Nicht billig, 1 Woche an Bord dort - ab 3000,- Euro geht was.
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Club Med II |
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Martini und Kakao |
Am Freitag sind die 3 1/2 Haidachers (Juliane ist im 7. Monat) da! Die Marina hatte freundlicherweise erlaubt, dass sie mit ihrem Snoopy-Camper in der Marina stehen und übernachten dürfen, muchas gracias. Wir verbringen viel Zeit miteinander, fahren zu den schönen Stränden der Umgebung. Markus bringt Tim geduldig die Grundzüge des Wellenreitens bei; einige Male schafft Tim es tatsächlich, auf dem board ein Stück zu reiten.
Am Montag fahren sie mit Snoopy schon mal vor, weiter Richtung Südwesten; wir wollen uns in der Nähe von Almeria wieder treffen. Schön, dass sie da sind!
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Tiger, Hase und Bär |
Wir lernen Hubert und Farida kennen, die seit 2 Jahren gemeinsam auf ihrem Boot unterwegs sind. An 2 netten Abenden trinken wir eine Tasse Tinto zusammen, mit Hubert baue ich (endlich) einen Bullenstander (für die Nichtsegler: ist kein Schweinskram), den wir im Atlantik sicher gut werden gebrauchen können. Den beiden gefällt Cartagena so gut, dass sie sich entschließen, dort zu überwintern.
Auch die "DoLittles", 2 Kanadier, Lori und Wally, seit 5 Jahren mit 3 Hunden auf ihrem Boot, werden in Cartagena überwintern. Wir waren ihnen schon auf der Isola San Pietro und auf Menorca begegnet, die Welt ist klein.
Sie haben mit ihrem Boot, auf dessen Vorschiff ein grosses Schwein aus Kunststoff steht, auch die deutschen Kanäle befahren. In Münster hat Lori 3 betrunkene Studenten nachts bei dem Versuch ertappt, das Schwein zu stehlen - das Angebot, stattdessen noch ein Bier an Bord zu trinken, haben die Studenten gerne angenommen.
Am Mittwoch, 10.00h, verlassen wir Cartagena nach 12 schönen Tagen und setzen südwestlichen Kurs auf ALMERIMAR, kürzeste Distanz 110 Seemeilen.