Dienstag, 14. Mai 2013

Äolische (Liparische) Inseln 05.05. - 13.05.2013

Auf der Isola de USTICA machen wir am 05. Mai morgens mit Buganker auf 6 Meter Wassertiefe und mit Heckleinen an der Pier fest. „Römisch-katholisch“ nennen Segler diese Art festzumachen. (Warum? Keine Ahnung.) Der urige, quirlige Andrea hilft beim Festmachen und ist auch später noch sehr freundlich und hilfsbereit. Die Nacht hier an der Pier, an der etwa 6-7 Yachten Platz finden, kostet 27,50 Euro, all in. Unsere Position ist 38 42‘.523 N, 013 11‘.756 E.
 
202 Seemeilen lang war die Überfahrt von Sardinien hierher. 40 Stunden haben wir benötigt, davon waren etwa 30 unter Segel möglich. Abwechslungsreich war es – mehrfach treffen wir Delphine und, erstmalig, auch wirklich große Wale! 10-12 m lang sind sie, eine Familie von drei. Langsam ziehen sie blasend ihre Bahn, majestätisch – wir finden sie faszinierend.

Ustica vermochte zu gefallen. Nur 8.5 km2 groß, 1.200 Insulaner, ein schmucker Hauptort, viele Feriendomizile wohlhabender Italiener. Besonders unter Tauchern ist diese Insel ein Begriff, da die Unterwasserwelt hier außergewöhnlich interessant und seit 25 Jahren ein Unterwasser-Naturschutzgebiet ist.
 
 



Ustica liegt etwa 120 km von den 7 ÄOLISCHEN (LIPARISCHEN) Inseln entfernt, 50 km nördlich Palermos', und gehört nur geologisch dazu. Die 7 Inseln heißen so nach dem griechischen Windgott Äolus bzw. dem König Liparos, der sich vor ca. 3.500 Jahren dort niederließ. Sie sind vulkanischen Ursprungs und aufgrund ihrer Einzigartigkeit in Flora und Fauna und vulkanischen Phänomene Unesco-Welterbe. Zwei aktive Vulkane sind hier beheimatet– mit dem STROMBOLI auf gleichnamiger Insel der aktivste Vulkan Europas‘ und dem VULCANELLO auf der Isola de VULCANO der wohl gefährlichste.
 
 

Am 07. Mai um 06.45 h gehen wir Anker auf in Ustica. Ziel ist die ca. 65 Seemeilen weiter östlich gelegene Insel FILICUDI, wo wir in Pecorini di Mare an einer (verfallenen) Pier festmachen wollen, um im dortigen Restaurant „La Sirena“ gut zu Abend zu essen. Filicudi hat gerade einmal 200 Einwohner, und damit immerhin doppelt so viele wie die Isola de ALICUDI, die wir auf dem Weg nach Filicudi passieren. Künstler, Intellektuelle, Aussteiger, einige Bauern und Fischer machen die Population aus.

Tolles Segeln während der Überfahrt nach Filicudi, aber leider lässt die Wellenhöhe von 1.5 bis 2 Meter dann ein Anlegen in Pecorini di Mare nicht zu. Auch der Ankerplatz Porto Filicudi erscheint uns nicht sicher genug, so dass wir weiterlaufen zur Isola de SALINA. Dort machen wir in der Marina dell Eolie am 07. Mai um 22.05 h nach zurückgelegten 86 Seemeilen an einer Mooring fest. Position 38 33‘.347 N, 014 52‘.319 E. Süß ist die Marina und Manager Dominik sehr nett. Auch beim Preis kommt er uns entgegen – wir zahlen statt 60,- nur 40,- Euro/Nacht all in. Billig ist’s hier, in der einzigen Marina der Äolischen Inseln, nämlich nicht. Im Juli/August kostete uns eine Nacht 140,- Euro , so man uns hinein ließe. Denn die großen Yachten zahlen dann 1.000,- und mehr Euro die Nacht.

Wir sollten noch zweimal zurück kehren in die Marina; wir übernachten hier nochmals vom 09 . auf 10. und vom 11. auf 12. Mai.
 
 
 

Salina gebührt der Apfel des Paris unter den 7 Inseln. Schön und grün ist sie, fast komplett unter Naturschutz stehend. Man lebt hier in erster Linie vom Anbau hervorragender Kapern und Trauben, aus denen der berauschende Dessertwein Malvasia gekeltert wird.  Auf sehr gutes Essen versteht man sich ebenfalls, wovon wir uns bei einem köstlichen Abendessen in der "Trattoria Cucinotta" überzeugen können.


Am 08. Mai segeln wir von Salina, vorbei an der Isola di LIPARI, die etwa 11 Seemeilen zur Isola di VULCANO.
 
 

 
 
Im Porto di Levante lassen wir dort am Nachmittag auf 9 Meter Wassertiefe und Sand Anker fallen. Zuvor gab es einen gehörigen Schreck für die irischen Freunde auf Segelyacht „Cachaca“ – sie laufen in der Bucht auf 2 Felsen auf. Schlauchboote anderer Yachten eilen schnell zur Hilfe und können Cachaca frei schleppen. Alles ging glimpflich ab, es bleiben ein paar Schrammen am Kiel und die unschöne Erinnerung.  

Es stinkt in der ansonsten wunderschönen Bucht. Faule Eier. Man gewöhnt sich daran. Aber eben doch faule Eier. Es sind die vulkanischen Gase des „Vulcanello“, an dessen rauchender Flanke wir vor Anker liegen. Dieser Vulkan ist gefährlich. Nach Einschätzung der Geologen ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem gewaltigen Ausbruch kommt. Vielleicht haben sie ja auch deshalb ihre Forschungsstation lieber auf der Nachbarinsel Filicudi untergebracht.
 


 

Ebenso stinken tut’s im Fangoschlammbad der Bucht, dass wir besuchen (2,- Euro Eintritt), hier aber eher nach verrottender Leber. Durch den Druck des Vulkanes wird schwefelhaltiger Schlamm aus dem Erdinneren an die Oberfläche gepresst, dieser riecht halt. Ein Riesengaudi ist das Plantschen im Tümpel dennoch, und wenn’s denn auch noch schön macht und gesund ist! Nach dem Suhlen im Schlamm bringt ein Bad im durch Fumarole in einen Whirlpool verwandeltes Meer weitere Entspannung. Wellness in einer bizarren, faszinierenden Umgebung.




 
Am 09. Mai nach einer himmlisch ruhigen Nacht gehen wir Anker auf und segeln zurück nach Salina, von wo aus wir am 10. Mai zur Isola di STROMBOLI, die Isola di PANAREA passierend, weiterziehen.

Canan hatte am 09. mit „Paolo“ auf Stromboli telefoniert: Festmacher-Bojen für Yachten gäb’s erst ab Juni vor Stromboli; aber dem Charme Canans‘ erlegen wolle er versuchen, 2 Bojen für uns legen zu lassen. Am 10. Mai treffen wir gegen Mittag in Stromboli ein und können zunächst die Bojen nicht ausmachen, so dass wir vor Anker gehen. Bei einem Landgang wird Paolo ausfindig gemacht – die 2 Bojen sind da, sie werden uns gezeigt, so dass wir dorthin verlegen. Position 38 47‘.975 N, 015 14‘.587 E – 25,- Euro Kosten. Supertyp, der Paolo, Grazie. Und die Bergwanderung auf den Vulkan hat er für uns auch gebucht (25,- Euro/p.P.).



 
Um 17.15 h geht’s los. Angeführt von Bergführer Antonio, wieselflink auf den Beinen und mit der Zunge, beginnt der Aufstieg auf den knapp 1.000 Meter hohen Vulkan. Helme sind zu tragen, feste Trekkingschuhe sind Pflicht, ebenso hinreichende Wasser- und Essensvorräte. Anstrengend und nicht ungefährlich ist der sehr steile Weg hinauf, später noch steiler in der Dunkelheit hinab, 17 km in 5 ½ Stunden.
 




Die Mühe lohnt. Einzigartig, fantastisch, unglaublich… - viele Superlative verdient die grandiose Vorstellung, die der Stromboli gibt. Der Vulkan ist zur Zeit in einer außergewöhnlich aktiven Phase. Die Lavafontänen, explodierend mit lautem Knall,  steigen mehrfach stündlich 500 bis 700 Meter in den Himmel hinauf. Wir stehen nicht sehr weit weg von den Kratern des Vulkanes, Asche regnet nach den Eruptionen auf uns, Rauch und Schwefelgestank machen das Atmen schwer. Es ist ein Blick in das Innere der Erde (oder der Hölle), wie eine Zeitreise in die Entstehungsperiode unserer Erde mutet es an. Die Geräuschkulisse lässt sich kaum beschreiben – als ob Riesen mit gewaltigen Hämmern rotglühende Stähle schmieden, begleitet von Explosionen und lautem Zischen. Der Vulkan wird uns unvergesslich bleiben.

Dieses Video mag einen Eindruck geben: STROMBOLI - Vulkanausbrüche
Und Tim hat eine ausführliche Livereportage gedreht: Tim und der Vulkan







Wir lassen die Äolischen Inseln hinter uns. Traumhaft schön und interessant war es.
Ziel ist nun SIZILIEN, wo wir an der Ostküste festmachen wollen. Hierzu werden wir die „Straße von Messina“ passieren, Meerenge zwischen Italien und Sizilien, berüchtigt für unwirtliche Wind- und Wellenverhältnisse.

Schon Homer hat die dortigen gefährlichen Strudel und Kreuzseen in seiner Odyssee beschrieben:
Das Ungeheuer Skylla haust auf dem größeren der beiden sich gegenüberstehenden Felsen der Meerenge und Charybdis unterhalb des kleineren Felsens, auf dem ein großer Feigenbaum steht. Sie saugt dreimal am Tag das Meerwasser ein, um es danach brüllend wieder auszustoßen. Schiffe, die in den Sog geraten, sind verloren, nicht einmal der Meeresgott POSEIDON vermag diese Schiffe zu retten. Auf den Rat von Kirke meidet Odysseus die Charybdis, gerät dabei aber unweigerlich so nahe an Skylla heran, dass sie sechs der Gefährten tötet und frisst. Auf der Rückfahrt von der Insel des Helios kommen die übrigen Gefährten wegen der verbotenen Tötung von Helio's Rindern bei einem Sturm ums Leben, so dass Odysseus auf dem zertrümmerten Schiff die Meerenge allein passieren muss. Als Charybdis das Schiff einsaugt, klammert er sich am Feigenbaum fest, bis es wieder ausgespien wird und rudert auf den Trümmern mit den Händen davon.


Die starke Strömung in der Meerenge diktiert uns die Abfahrtzeit von Vulcano, um bei Ankunft an der Straße den südlich setzenden Strom ausnutzen zu können. Dieser setzt etwa 4 Stunden nach Hochwasser in Gibraltar ein und beträgt derzeit im Maximum 4 Knoten. Die Meerenge bei nördlich setzendem Strom in südlicher Richtung zu befahren wäre unmöglich. So gehen wir ab Vulcano am 13. Mai zur unchristlichen Zeit von 03.30 h in der Nacht Anker auf. Ziel ist TAORMINA auf Sizilien, 65 Seemeilen die Distanz.

Vulcano feiert eine Hochzeit am Abend des 12. Mai, Fiesta ist, Musik und Tanz . Ein tolles Feuerwerk zu diesem Anlass- nicht vulkanisch, von Menschenhand - verabschiedet uns bei prächtigem Sternenhimmel nach Sizilien.



 

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