Samstag, 31. März 2012

La Palma - Santa Cruz 26.03. - 25.04.2012

Uff, die ersten 3 Stunden der Überfahrt von La Gomera zur Isla Bonita, LA PALMA, sind anstrengend. Gegen die "Gomera-Düse" in Windstärke 5-6 und stark südlich setzenden Strom geht's nur mit 3 Knoten Fahrt voran. Aber dann - Autopilot aus, Am-Wind-Kurs bei Bft 4-5,  Lime Light rauscht mit 7.5 - 8.5 Knoten SANTA CRUZ de LA PALMA entgegen. Jede Minute dieses Segelns bei strahlendem Sonnenschein macht Riesenspaß. Nach 62 Seemeilen und nur knapp 9 Stunden machen wir fest längsseits Finger an einem Schwimmsteg in der Marina La Palma. Position 28 40'.752 N, 017 45'.998 W.

30% Rabatt gibt es für einen min. 4-wöchigen Aufenthalt hier - wir zahlen, all in, 14,77 Euro/Tag. Die Marina hat erst vor gut einem Jahr eröffnet und ist noch fast leer; in den ca. 150 Liegeplätzen liegen vielleicht 10 Segelyachten. Wir parken in erster Reihe, direkt vor den 3 Restaurants, die es in der Marina gibt. Die sanitären Anlagen sind luxuriös, das WiFi-Netz sehr gut, der SPAR-Supermarkt der Marina preiswert, die Marina-Angestellten ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Einzig gelegentlich nervend ist der bei ungünstigen Verhältnissen auftretende Schwell im Hafen.

Schön, und typisch für die extraordinäre Gastfreundschaft auf den Inseln ist, dass wir den benachbarten Königlichen Yachtclub, Real Club Nautico, und hier vor allem die Swimming Pools, Dampfbad und den Fitnessraum, kostenlos nutzen können,  auch das Essen dort ist gut und sehr günstig. Stil hat das Restaurant, einen ausgezeichneten Service, königlich halt...

Die Stadt Santa Cruz, ca. 15.000 Einwohner, ist in 2 Minuten per pedes erreicht - snuggelich ist sie. Große Fußgängerzone, hübsche bunte Häuschen, entspannte Atmosphäre.






LA PALMA, eigentlich San Miguel de la Palma, ist die nordwestlichste der sieben großen Kanarischen Inseln. Der üppigen Vegetation und natürlichen Schönheit wegen heißt La Palma auch isla bonita („die schöne Insel“) und isla verde („die grüne Insel“). Vom Meeresboden in etwa 4.000 Metern Tiefe erhebt sie sich fast 6.500 Meter und ist damit steilste Insel der Erde.



La Palma ist Vulkaninsel. Der letzte Ausbruch war 1971 bei Fuencaliente, der Vulkan ist noch nicht erloschen, auch unterseeische Vulkane sind aktiv.


Vulkan Teneguia



La Palma könnte die Welt verändern - es gibt Theorien, dass die westliche Flanke des Südteiles der Insel bei einem erneuten Vulkanausbruch instabil werden und ins Meer abrutschen könnte. Dieser gewaltige Erdrutsch würde eine Folge riesiger Flutwellen auslösen, die sich z.B. an der amerikanischen Ostküste bis zu 25 Meter hoch auftürmten.


Sock allein zuhaus )-:  - Canan und Tim machen Urlaub vom Urlaub und fliegen am 28. März nach D'land. Canan wird von dort noch einen Abstecher nach Istanbul machen, zurück kommen die Beiden am 13. April. Ich vermisse sie ... xxx.


29. März - Generalstreik in Spanien. Also, nicht Generäle streiken, sonden fast alle. Protest gegen die Pläne der Regierung, die das Staatsdefizit und Verschuldung senken sollen. Notwendig, aber hart. Die Arbeitslosenquote Spaniens' ist 23%, bei den unter 25-jährigen fast 50%. In den Großstädten gibt's vereinzelt Randale, auf der Isla Bonita bleibt der Streik fast unbemerkt.


La Semana Santa - die Karwoche. Begangen mit zahlreichen, eindrucksvollen Prozessionen. Etwas bedrückend die Atmosphäre - schweigsam ziehen Hunderte, oft barfuß, einige mit Ketten an den Füßen, in ihren Kapuzen zum monotonen Tamtam der Trommeln durch die Straßen. Ist halt, schade eigentlich, aber dem Anlaß entsprechend, kein Karneval mit Sambatänzerinnen...






Sock allein zuhaus ernährt sich abwechslungsreich - Bockwurst und Bier an geraden Daten, Pizza und Bier an ungeraden. Die Zeit vergeht ansonsten mit Arbeiten am Boot, Stadtbummeln, Lesen, Internet, Ausflügen mit Fagas.

Bei einem dieser Ausflüge sammeln wir von Feigenkaktussen Läuse ein – der karminrote Farbstoff „Cochenille“ in diesen Läusen taugt prima zum Ostereierfärben (und wird z.B. auch für Campari verwendet). Früher war die Gewinnung des Farbstoffes lukrativ, Läusesammler ein Beruf, synthetische Farbstoffe haben ihn abgelöst. Aus die Maus für die Laus.

lausige Arbeit

mein Osternest von Fagas



Tim und Canan kehren am 13.04. zurück. Sie haben Freunde und Familie wieder gesehen und hatten eine schöne Zeit in D'land und Istanbul. Tim's Kanarenspeck ist weg - Dank an Igor, 1 Woche Schwimmen im Trainingslager von Rote Erde, 8 km Bahnen täglich. 

http://www.rote-erde-hamm.de/News_23.html

Alte Freunde:




35% der Fläche La Palmas' stehen unter Naturschutz, die gesamte Insel ist ein Biosphärenreservat. Am beindruckendsten ist sicher die CALDERA DE TABURIENTE - mit 28 km Umfang größter Senkkrater der Welt. Den Kraterrand umgibt ein Ring aus Berggipfeln zwischen 1.700 und 2.400 m Höhe. Wer hier wandert, sollte schwindelfrei sein, nix für Sissis. Die Fotos trügen etwas, da sie in recht großer Höhe aufgenommen sind - die Insel ist grün, blühend, und von ca. 800 bis 1.200 m Höhe dicht mit Lorbeerwald bewachsen, von Bächen durchflossen.



Auf dem höchsten Gipfel, den Roques de los Muchachos, in 2.400 m Höhe, oberhalb der Wolkengrenze, befinden sich 14 internationale astronomische Observatorien, darunter das größte Spiegelteleskop der Welt "GTC", 10.5 m Spiegeldurchmesser. (Das "GTC" kann man mieten - je Sekunde Sternengucken werden 2,- Euro fällig.)

Auf La Palma herrschen an mehr als 300 Tagen im Jahr optimale Bedingungen zur Erforschung des Weltraums - wolkenloser Himmel, geringe Windturbulenzen. Die Inselregierung hat übrigens ein "Lichtschutzgesetz" erlassen, dass Strassenbeleuchtung, Leuchtreklame etc. eng reglementiert, um diese Bedingungen nicht zu beeinträchtigen.
Wir besichtigen eines der Teleskope, "William Herrschel",  lange Zeit größtes Teleskop Europas'. Toll und sehr interessant. Hier erfahren wir u.a., dass die Digitalkameras der Teleskope bei minus 165 oder sogar minus 265 Grad Umgebungstemperatur die besten Fotos machen, die Erde vermutlich in ca. 5 Milliarden Jahren von der Sonne verschluckt werden wird, alle Menschen eigentlich Sternenstaub sind, Tim Eisen in seinem Blut hat welches vielleicht schon im Blute eines Dinosauriers' floß und vieles mehr...



Fotos der Teleskope



Ab Montag, 23.04., werden Wettervorhersagen aufmerksam studiert. Wir brauchen ein Wetterfenster, eine Störung im ansonsten fast immer vorherrschenden Wettersystem mit dem Hoch über den Azoren, das uns den Weg nach Norden/Nordnordost, Ziel Insel MADEIRA, ermöglicht. Diese günstigstensfalls ca. 270-300 Seemeilen werden hart sein, Körper und Seele läutern, gegen den sehr hohen Seegang und gegen den Nordostpassat wird's gehen. Im schlechteren Falle können aus den 300 Seemeilen, gezwungen auf die elendige Kreuz gegen Starkwind/Sturm/Seegang, auch 600 werden.
Vielleicht vielleicht wird's ab Donnerstag möglich sein - West- und Nordwest- statt Nordostwind. Aber schwere Stürme in der Biskaya - das wird uns Wellen in 3-5 m Höhe bescheren. Schauen wir mal... einige Segler sagen, eine Passage von La Palma nach Madeira ist unmöglich.

Plan B sieht vor, von La Palma erst, auf Ostkurs, nach Lanzarote oder zur Insel La Graciosa zu segeln. Von dort aus könnten wir nach Madeira, auf Nordnordwest-Kurs, auch bei Nordostpassat segeln. Dieser Plan bedeutet jedoch in jedem Fall zusätzliche 260/270 Seemeilen.


Tamam, los geht's am 25.04. nachmittags - Leinen los, Kurs LA GRACIOSA, kleine Insel nördlich von Lanzarote. Madeira wäre aufgrund Seegang und Windrichtung zu mühsam. Auch das Segeln nach La Graciosa wird keine Kaffeefahrt werden, der Seegang wird ab Donnerstag später Nachmittag recht ungemütlich sein. Wir hoffen, am Freitagvormittag nach ca. 240 Seemeilen dort in der kleinen Marina festzumachen. Ausweichhäfen wären ggf., zu einem frühen Zeitpunkt, Santa Cruz de Tenerife oder, später, Marina Rubicon, evtl. auch Puerto Calero auf Lanzarote.


Sonntag, 4. März 2012

La Gomera - San Sebastian 02.03. - 26.03.2012


Wale und Delfine ziehen mit uns ein Stück des Weges von Teneriffa nach LA GOMERA, der zweitkleinsten der sieben kanarischen Hauptinseln. Nach 5 Stunden, mit überwiegend schwachem Wind von vorn, machen wir fest längsseits Finger in der Marina von SAN SEBASTIAN, Position 28 05'.340 N, 017 06'.550 W. Ca. 150 Yachten finden hier Platz. Nach dem Preis fragen wir nicht bei der Anmeldung - wir wollen sowieso an diesem schönen Ort bleiben. Wahrscheinlich wird es keine 20,- Euro/Tag, all in, kosten, eigentlich unbezahlbar ist es.





Bei der Ankunft winken uns von der Mole unsere Schweizer Freunde von Safari Cat zu, sie sind schon 1 Woche hier und begeistert vom Charme der Stadt und Insel. Wir freuen uns über das Wiedersehen.
Und wirklich - es ist Liebe auf den ersten Blick. Die Marina liegt direkt an der Stadt (ca. 9.000 Einwohner, Insel gesamt ca. 23.000), zu beiden Seiten gibt es schöne (schwarze) Strände. Das Städtchen, "La Villa", wie die Einheimischen San Sebastian nennen, erschließt sich sofort, ein Wohlfühlort.




"Mummy, we played football with real Spanish kids, there were loads of them!" ist Tim bereits am ersten Abend begeistert; Sofia, Luka und er haben 3 Stunden mit mehr als 20 einheimischen Kindern Fußball gespielt. Ebenso begeistert die 3 ein Segelkurs - am ersten Wochenende absolvieren sie Theorie und Praxis des Opti-Segelns. Alles in Spanisch, mit einheimischen Kindern, super. Diese 2 Tage, man staune und freue sich, kosten eine Gebühr von 10,- Euro. Später werden noch 4 Tage Segeln und 3 Tage Windsurfing, auch für 5,- Euro, folgen.





"Hola Tim, Hola Sofia, Hola Luka" - das allabendliche Fußballspiel auf dem Plaza von La Villa gefällt auch der Inseljugend, nett grüßen sie mittlerweile die 3 Blondies aus dem Norden. Gekämpft wird hart, die Konföderation und Deutschland wissen durch ihren Einsatz die technische Überlegenheit der Spanier auszugleichen. Vorbild für die EM im Juni... mein Tip: Endspiel D:E - 2:1 (die Konföderation Helvetica ist ja bei der EM leider nicht dabei).
"Hola Sock" ruft zwar die Bedienung in der Bar "Cuba Libre", in der Vatter Sock das Fußballgerangel auf dem Plaza regelmäßig verfolgt, noch nicht - aber immerhin gibt's zum täglichen Sundowner jetzt auch schon gratis ein paar Erdnüsse gereicht.
Die große Gastfreundschaft der Gomeros macht Tim noch glücklicher - Canan arrangiert für Tim die Möglichkeit zur Teilnahme am Fußballtraining der Hauptstadtmannschaft - den "Leones". Aufgeregt ist Tim vor dem 1. Training, aber auch hier, bei den Löwen San Sebastians', wird er wie selbstverständlich und mit großer Freundlichkeit aufgenommen. Zweimal die Woche geht's hart ran - Muskelkater hat Tim, aber Riesenspaß. Sofia packt ebenfalls das Fußballfieber - als einzige Löwin unter den rund 20 Löwen trainiert auch sie mit.

Am Donnerstagnachmittag, 8. März, verdustert sich der Himmel. Das, was wir zunächst für dichten Nebel halten, ist Sandstaub aus der Sahara - CALIMA.


Alles wird mit der feinen ockerfarbenen Sandschicht überzogen, afrikanischer Puderzucker. Wir hoffen, es stimmt nicht, was in Wikipedia zu lesen ist: "Calimawetterlagen können mehrere Wochen andauern...".

La Calima endet überraschend bereits am Freitag. Samstag schnellt der Wasserverbrauch in der Marina in die Höhe - die Boote werden von Orange auf Weiß zurück gewaschen.

Eine erste Bergwanderung, hinunter in das hübsche Örtchen PLAYA SANTIAGO, beschert Muskelkater. Wie schön diese Insel ist! Wem es hier nicht gefällt, dem gefällt's nirgendwo.
Sonntags fahren wir mit dem Leihwagen (119,- Euro/Woche) in den Norden der Insel, nach HERMIGUA, AGULO und VALLEHERMOSO, allesamt pitoreske Dörfer, zurück durch den Nationalpark GARAJONAY mit dem höchsten Berg der Insel, 1487 Meter. Hier gedeiht der größte noch zusammenhängende Lorbeerwald der Erde, urwaldartig, grandios. Ein Paradies!










Weitere schöne und anstrengende Wanderungen, Tim ist zeitweise not amused, im Valle Gran Rey und bei El Cedro folgen. Einen schönen Nachmittag mit Grillen verbringen wir bei Laguna Grande, wo große steinerne Grills und Öfen sowie Feuerholz für die Besucher zur Verfügung stehen.


Es gibt eine Besonderheit auf La Gomera: EL SILBO, eine PFEIFSPRACHE, die sich bis heute auf der Insel erhalten hat. Die genauen Ursprünge der Pfeifsprache sind nicht eindeutig. Gesichert ist, dass zwei französische Missionare im Jahre 1413 in einer Schrift einen merkwürdigen Stamm auf den Inseln erwähnen, „der nur mit den Lippen spricht“. El Silbo entstand aus dem Bedürfnis, sich über die vielen tiefen und weiten Schluchten der Insel zu verständigen. Die Reichweite kann, je nach Windrichtung, acht bis zehn Kilometer betragen. Noch im Spanischen Bürgerkrieg wurden die Männer, die die Pfeifsprache beherrschten, die Silbadores, von beiden Seiten zur Nachrichtenübermittlung an der Front eingesetzt. Seit einigen Jahren wird El Silbo auch wieder an den Grundschulen gelehrt.


Happy Birthday, lieber Timmy, happy Birthday to you! Am 22. wird Tim 11! Nix mehr "kleines Männchen", "Zwerg", "Babymaus" ...  fast ein Tee-Nager nun.





"Ich will hier nicht weg", sagt Canan, Tim "ich möchte ein Gomero werden". Sock denkt dies auch und sagt denoch "Am Montag geht's weiter nach La Palma." Schön war es auf La Gomera, kleine Insel mit großer Gastfreundschaft, sympathischer Marina und faszinierender Natur. Wir haben uns zuhaus gefühlt.

Am frühen Morgen des 26.03. werden wir, gemeinsam mit Safari Cat, ablegen zur ca. 60 Seemeilen langen Überfahrt, Kurs Nordwest, in die Haupstadt SANTA CRUZ der Insel LA PALMA. Es wird gegen Welle und Wind gehen, 12 Stunden werden wir wohl brauchen.

Javier, Tim's Segellehrer und ein toller Typ, pfeift zum Abschied in El Silbo "ADIOS..."