Donnerstag, 15. September 2011

Sardinien-Cagliari 15.09. - 18.09.2011

Wie die „Santa Monica“ auf Kaffeefahrt den Datteln-Hamm-Kanal hinauf – so pflügen wir unter Motor durch die fast spiegelglatte See von Favignana Richtung Sardinien – CAGLIARI. Beinah-Flaute, und von vorn, da machste nix, rückwärts segeln vielleicht. Schöner Sonnenuntergang und Mondaufgang, Faulenzen. Nur wenn der Ruf „Delphine“ ertönt, erheben wir uns aus der Faultierstellung. 4-mal begegnen wir ihnen und freuen uns. Delphine lösen ein gutes Gefühl aus, Tim ist immer ganz aus dem Häuschen. Fotos ihrer Sprünge wollen mir nicht gelingen, auf meine Ruf „Hopp“ reagieren sie nicht so recht. Auch nicht die Schildkröten, von denen ich einige sehe. Ich muss unweigerlich an Schätzing’s Thriller „Der Schwarm“ denken, als während meiner Nachtwache 4 Delphine plötzlich lautlos direkt neben dem Boot auftauchen. Schwarze Silhouetten, beschienen vom abnehmenden Vollmond, sie scheinen mich zu mustern.


Sardinien - arriva
Hopp...



Nur ca. 7 Stunden während der 30,5 Stunden dauernden Überfahrt, 195 Seemeilen, können wir segeln. Die aber richtig schön. Die thermischen Winde in der Annäherung an Sardinien erlauben Raum- und Vorwindkurse (= Wind von hinten), das erste Mal seit Wochen. Unter Schmetterling (= Großsegel und Vorsegel auf unterschiedlichen Seiten) werden wir bei 4-5 Windstärken in den Golf von CAGLIARI getragen, wo wir am Donnerstag, 15.09., um 15.40h in der MARINA DEL SOLE an einer Mooring festmachen. Position 39 12‘.060 N, 009 07‘.461 E.

In Cagliari gibt es 4 große Marinas. Die Marine del Sole ist die preiswerteste (etwas Campingplatzatmosphäre, aber sehr nett), wir zahlen hier letztlich 70,- Euro für 3 Nächte. Zum Vergleich: die Marina di St. Elmo hätte 42,- Euro / Tag, die Marina Portus Karalis 64,- Euro / Tag gekostet; die Marina di Bonario hatte keinen Platz. 

Zu Fuß sind’s von del Sole in die Stadt ca. 15 Minuten. Der Freitag wird Tim als „Tag des langen Marsches“ sicher lange in Erinnerung bleiben. Ungefähr 15 km laufen wir. Schauen uns die schöne Altstadt und das Castello an, suchen lange nach einer Trattoria, die uns gefällt. Pech, eine vom Reiseführer empfohlenen Trattoria etwas außerhalb der Stadt hat ausgerechnet heute zu, eine zweite Betriebsferien, eine dritte öffnet erst eine Stunde später. Die ungefütterten Frauen und Kinder unter uns werden mürrisch. Schließlich essen wir in der Altstadt sehr gut, 25,- Euro pro Nase, Wein bis zum Abwinken und 5 Gänge inklusive, sehr guter Service (Restaurant „Su Cumbidu“). Frau und Kind sind wieder mit der Welt versöhnt.

Cagliari ist die Hauptstadt der Insel, ca. 180.000 Einwohner, wichtigste Hafenstadt, kulturelles und wirtschaftlicher Mittelpunkt Sardiniens‘. Hi, Hamm hat die gleiche Einwohnerzahl, da werden Unterschiede deutlich. Kann man in Hamm eigentlich nur zum Ali gehen, so gibt’s hier unzählige Cafes, Bars und Restaurants, belebt bis tief in die Nacht. Auffällig auch die Vielzahl an Boutiquen. Die Betrachtung der sehr schicken sardischen Damen legt nahe, dass dorthin auch einiges Geld getragen wird.





Auch Cagliari war Spielball in der Geschichte: gegründet von den Phönikern, dann die Karthager, die Römer, die Langobarden, die Araber, Pisa und Genua, die spanischen Aragonen, Österreich, Savoyen-Piemont. Im 2. Weltkrieg stark zerstört.


Samstagmorgen laufen 2 Kreuzfahrtschiffe der 300m-Klasse ein. Interessant, wie sie ohne Schlepperhilfe im Hafenbecken um 180 Grad, wie eine Ballerina auf Zehenspitzen, auf dem Teller drehen, um dann rückwärts einzuparken. Moderne Technik macht’s möglich, und Schlepperkapitäne arbeitslos. Ca. 4000 Passagiere werden dann für 4-5 Stunden, durchnummeriert und in Kohorten eingeteilt, auf Cagliari losgelassen. Abends sind die schwimmenden Hotels schon wieder verschwunden. Nicht unser Ding, diese Art von Urlaub.

Am Samstagnachmittag fahren wir mit dem Bus zur Copacabana Cagliaris‘ – dem kilometerlangen Stadtstrand „Poetto“. Tausende Menschen genießen hier diesen Wochenendtag. Strandcafes, Wassersport aller Art, schöner Sand und hellblaues Meer.






Dann – Tim hat mich zu einem Fußballspiel der ersten italienischen Liga eingeladen und Tickets besorgt. Cagliari spielt gegen Novara. Interessantes Spiel, südländisch temperamentvolle Zuschauer, Sieg für die Heimmannschaft, der Schalke-Fan ist glücklich. Forza Cagliari...

Am Abend essen wir an Bord Carpaccio, sardischen Käse und Kalbsschnitzel Milanese. Dazu den guten sardischen Wein „Cannonau“ (rot, kräftig) und „Vermentino“ (weiß, frisch). Canan meint, in ihrem nächsten Leben möchte sie als Italienerin wiedergeboren werden. Na ja, denke ich, wenn’s dann den Berlusconi nicht mehr gibt, wär’s auch für mich ok.
 

Und schon wieder Abschied nehmen. Sonntagmorgen ca. 08.00h wollen wir aufbrechen nach CARLOFORTE, einem hübschen Ort auf der kleinen Insel SAN PIETRO, gelegen nahe dem Südwesten Sardiniens‘. Ein am Montag heranziehender schwerer Mistral-Sturm diktiert uns dies. Es sind ca. 70 Seemeilen.
 

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