Donnerstag, 18. August 2011

Kreta, Aghios Nikolaos 14.08. - 21.08.2011

Der See in der Stadt, gesäumt von Tavernen und Bars

Aghios Nikolaos ist eine Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern, Verwaltungshauptstadt Ostkretas'. Wunderschön gelegen an der Mirabello-Bucht im Nordosten Kretas', gesäumt von hohen Bergen. Im Sommer tummeln sich bis zu 20.000 Gäste, entsprechend lebhaft geht es zu. Die Hotels sind aber weitestgehend annehmbar in die Landschaft eingepaßt. Eine angenehme, mediterrane Atmosphäre. Kleine Gassen, Fußgängerzonen, ein Gewimmel aus Menschen, Autos und Motorrollern, gut besuchten Cafes und Tavernen, Souvenirläden und shops. Ein Busbahnhof ermöglicht Ausflüge in die Umgebung, nach Sitia, Heraklion, Ierapetra usw.. Leihwagen sind für ca. 30 Euro/Tag zu haben.









Die Marina im Süden der Stadt ist etwas ausserhalb des Zentrums, gut so. Nur 100m entfernt ist unser Hausstrand, Tim liebt es dort zu sein.

Marina

Hausstrand


Die Jungs in der Marina (Stratos, Manolis und Michaelis) sind freundlich und hilfsbereit, die Marina (www. marinaofaghiosnikolaos.gr) ist empfehlenswert.

Wir haben sehr nette Bootsnachbarn, Geoff und Pamela ("G&P") auf ihrer 47' Segelyacht "Dream". Schotten, seit 7 Jahren im Mittelmeer unterwegs, davon 4 in Aghios Nikolaos.

Auch Steven lernen wir kennen, einen Iren, 35 Jahre alt, Eigner einer 50' Oceanis "Centurion II". Sein Vater hat wohl auch noch eine Yacht, über 60' lang. Das Geld wurde mit Salat und Kartoffeln gemacht - bravo. Steven legt am 17.08. ab, einhand nach Malta. Wir schenken ihm zum Abschied einen Talisman (Evil Eye) und eine Zigarre, welche er nach hoffentlich glücklicher Ankunft in Malta (es sind ca. 600 Seemeilen) rauchen soll.

G&P sind ein Quell lokalen Wissens und helfen uns sehr. Geoff hat einen Scooter, fährt mit mir zum Steuerbüro (wg. Einklarierung in Griechenland, 29,35 Euro Eintrittsgeld sind fällig), mit Canan zu einer empfohlenen Taverne.
Dort essen wir dann auch, am 15.08., Sock hat Geburtstag, der Tip war gut. Direkt am Meer, die Hand am Puls, Meze und Hauswein sind köstlich und preiswert, der Höhepunkt sind gekochte Schnecken, "kuklus". Canan schauderts, uns Männern schmeckts.

Geoff und Canan
Schnecken
"Komm raus du..."











Gegenüber von Lime Light liegt die Yacht von englischen liveaboards, ein Ehepaar Anfang 60. Canan's erster Kommentar, als sie die Bootsdame, im ausgeschnittenen T-Shirt, das erste Mal sieht: "Diiee sind doch gemacht!" Sind diieee (ihr wißt schon) wohl auch, hier wurde der Schwerkraft etwas entgegen gesetzt.

Wir bemühen uns, die dringend benötigten Ersatzteile der Ankerführung aufzutreiben. Aus Istanbul erhalten wir negativen Bescheid, eine Anfrage bei Beneteau in Athen bleibt unbeantwortet. Also direkt in den USA anfragen. Dort sind die Teile vorrätig, der veranschlagte Preis legt mich auf's Kreuz. Und dann ggf. noch die Importprozedur. Nee, nur wenn's gar nicht anders ginge.
In der Marina betreiben Udo (CH) und Michael (D), einen Reparaturservicebetrieb für Yachten, Fa. Oh-Kay. Beim ortansässigen Chandler werde ich fündig, eine Kettenführung aus Edelstahl, welche nach kleinen Änderungen passen müßte. Freundlicher Mann, der Chandler. Ich solle doch das Teil, das immerhin 110,- Euro kostet, erst mal mitnehmen, um es auszuprobieren. Den Laden hatte ich das erste Mal betreten, er kennt mich nicht, und läßt mich mit dem unbezahlten Teil ziehen. Den Rest der benötigten Teile werden Michael und ich irgendwie basteln, umbauen, improvisieren müssen. Hoffentlich klappt's. Ich schaue mir auf jeden Fall schon einmal die Wetterprognose für eine mögliche Abfahrt in 3 Tagen an - günstig; zwar gegenan, aber moderate Windstärke.

Am Mi., 17.08., hat Canan Geburtstag. Ein Ständchen, ein paar Blümchen und eine Bluse gibt's zu Mitternacht. Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus nach PLAKA, einem ehemaligen Fischerdorf nördlich von Aghios Nikolaos. Die Busse sind billig und kliiimatisiiiiert (Aussentemperatur um die 36 Grad). Auf der Fahrt geht's auch durch ELOUNDA; scheint ein netter Ferienort zu sein, in der Bucht vor den Sandstränden liegen einige Yachten vor Anker.
Wir möchten Tim eine Freude machen, laut Reiseführer gäbe es in Plaka eine deutsche Surfschule. Fehlanzeige leider. So verbringen wir halt 2 Stunden am dortigen Kieselstrand.

Gegenüber von Plaka liegt die Insel KALIDON, meist Spinalonga genannt. Kalidon war von 1913 bis 1957 Verbannungsort für alle kretischen Leprakranken. Innerhalb einer gut erhalten venezianischen Burg, Kreta war von 1204 bis 1669 venezianisch besetzt und regiert, lebten und starben die Aussätzigen in völliger Isolation in einem selbst gebauten Dorf.

Tim stellt viele Fragen zu Lepra, die ich nicht beantworten kann. Jetzt wissen wir: Bei dieser Krankheit sterben die Nerven ab, die Gefäße der Adern und Venen verstopfen durch eine Verdickung des Blutes. Die Betroffenen verlieren das Gefühl für Kälte, Wärme und Schmerz und verletzen sich unbemerkt und infizieren sich über die Wunden an lebensgefährlichen Krankheiten wie z.B. Tetanus. Daher stammt auch die Vorstellung, Lepra würde zum Abfallen von Armen, Händen oder Ohren führen. Da die Erkrankten keine Schmerzen spüren, werden Wunden oft unbehandelt gelassen, und durch Entzündungen können diese Körperbereiche absterben. Auch Tuberkulose führt häufig zum Tod. In den Entwicklungsländern (Indien, Afrika,...) sind immer noch mehr als 200.000 Menschen an Lepra erkrankt.

Insel Kalidon
Taverne in Plaka

Tavernen Plaka
Am Strand


Octopus

Unser Leben in Shorts und Crogs hat begonnen. Von morgens bis in die Nacht leben wir draussen und geniessen es. In einer Marina macht man schnell Freunde, es ist eine Gemeinschaft Gleichgesinnter. Alles sehr entspannt, Brüder im Geiste, immer ein Gesprächsthema.

G&P sind aussergewöhnlich nett, morgen (Freitag) kommen sie auf einen Drink zu uns. Pamela hat Tim gerade eben ein Eis geschenkt, für unsere heutige Wanderung in der Schlucht von KRITSA haben sie uns einen sehr hilfreichen Wanderführer geliehen. Kritsa ist ein Bergdorf, 10 km von Aghios. Hin mit dem Taxi, zurück mit dem Bus. Das Taxameter war wohl auf Nachttarif eingestellt, na ja, in 7 Stunden wird's ja dunkel und der Taxifahrer hat auch eine Familie zu ernähren.

Die 2-stündige Wanderung durch das ausgetrocknete, felsige Kiesel-Flußbett der Schlucht ist schweißtreibend, macht aber Spaß. Imposante Landschaft. Nachdem in der Schlucht eine Gottesanbeterin meinen Rücken als Ruheplatz gewählt hatte, fragte Tim im Anschluß alle 3 Minuten "Ist was auf meinem Rücken? In meinen Haaren?"; Insekten mag er nicht.

Wieder in Aghios, gut müde, essen wir Pizza - die Reste, die wir als doggy bag gestern Abend aus der Pizzeria an unserem Hausstrand mitgebracht haben. Die gegrillten Sardinen dort waren so so, die Pizzas jedoch ein Traum. Der kretische Wein dazu - man schmeckt die Sonne, die ihn so vollmundig haben werden lassen.

Kritsa












An der Aussenmole der Marina in Aghios liegt eine Superyacht, die "Rio Rita". 56 m lang, 2100 PS, 28 Mann Besatzung. http://www.charterworld.com/index.html?sub=yacht-charter&charter=rio-rita-2348  Die Eignerin, eine ältere Dame, ich sah sie eines Abends begleitet von Leibwächtern die Marina verlassen, scheint gutaussehende junge Männer zu mögen - knackige Burschen in weißen Uniformen allesamt.

Die Eignerin ist eine Griechin, Spross der Familie LATSIS. Der Familie gehören eine Bank, Reedereien, Immobilien en masse, tätig im Ölgeschäft,.... Das Vermögen beläuft sich auf ca. 10 Millarden US-Dollar. Neben der Rio Rita gibt's weitere Superyachten im Besitz. Wohnorte / Firmensitze: Schweiz, Monaco, Luxemburg etc.. Tja, da gäbe es angesichts der Situation der griechischen Normalbürger Einiges anzumerken. Lassen wir's. Kapitalismus, quo vadis...

Rio Rita


Für alle, die alte Motorräder mögen - ein Prachtstück einer HOREX, gesehen in Aghios:




Michael ist Gold wert. Handwerklich sehr fit, gute Ideen. Nach ein paar Stunden Flexen, Bohren, Schrauben ist unsere neue Ankerhalterung/-führung montiert. Hurra! Gegenüber den Originalteilen aus den USA 1500,- Euro gespart, das freut den Sock.

"Zwergenarbeit" war auch notwendig, Tim mußte in die enge Ankerpiek kriechen. Er flucht und kommandiert hierbei wie ein Großer, macht eine gute Arbeit.

Enge
Gut geworden, hoffentlich hält's.








Mit Geoff und Pamela verbringen wir den Abend bei uns an Bord, schön und lustig war's.
Samstagmorgen wiederum Reparaturarbeiten - die Gangschalt-/Gaseinheit ist blockiert, rien ne va plus.  Nach 2 Stunden auch erledigt.

Tim und Canan machen derweil per Bus einen Ausflug nach GOURNIA, einer minoischen Ausgrabungsstätte. Die Minoer, von denen wenig überliefert ist, bauten zwischen ca. 1900 und 1450 vor Christus auf Kreta zahlreiche Städte , Paläste etc.. Die bekannteste Ausgrabungsstätte ist Knossos.
Ein treuer Fan. Auch bei 36 Grad...

Blau wurde auf Kreta erfunden
Eine junge Griechin stattet Tim und Canan mit einem GPS zwecks Tracking der Laufwege und einer Kamera aus. Sie schreibe ihre Dokorarbeit, Inhalt sinngemäß "Wie verhalten sich Touristen an historischen Besichtigungsstätten, wenn sie nicht geführt werden" - was es nicht alles so gibt. Tim macht ungefähr 400 Fotos, bis die Akkus der Kamera leer, sind. Diiie Auswertung wird schwierig.
Gastfreundlich wie die Griechen sind, fährt sie Canan und Tim nach Abschluß der Besichtigung mit ihrem Auto ins nächste Dorf, wo der Bus hält.

Derzeit wehen noch 6-8 Bft Wind, morgen soll es etwas abflauen. Abfahrt gen Westen geplant für morgen früh, 06.00h. Ich rechne mit 30-40 Stunden auf See bis zur Ankunft in CHANIA, ca. 150 Seemeilen gegen den Wind sind zurückzulegen.

"Sock, sei auf der Hut - Mummy wird mit Schokolade umworben", sagt Tim während unseres letzten Abendessens in unserer Pizzeria "Ela", als der Kellner nach dem Essen einige Schokoriegel bringt. Der Inhaber verabschiedet sich herzlich von Tim (und uns), gibt ein Eis aus, umarmt ihn und will ihn im Fernsehen bei Barcelona oder Schalke spielend wiedersehen.





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